Freitagspredigten, 22.11.2019

Sadaka, Arbeitsethik, Schamgefühl

Die Hutba (Freitagspredigt) wird beim wöchentlichen Freitagsgebet der Muslime gehalten und behandelt sowohl religiöse, als auch gesellschaftliche Themen. IslamiQ liefert jede Woche einen Überblick.

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Freitagspredigt
Symbolbild: Minbar, Freitagspredigt, Hutba

In der Freitagspredigt der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) geht es diese Woche um Sadaka. Der Koran betone drei wichtige Eigenschaften der Muttakîn – der gottesachtsamen Muslime: der Glaube an das Verborgene (Ğayb), das Gebet und das Spenden. Wer an das Verborgene glaube, bete nämlich mit dem Bewusstsein, dass er seinem Schöpfer gegenüberstehe. Man werde also an die Quelle unserer Gaben erinnert und dadurch dazu angespornt, auf dem Wege Allahs zu spenden. Der Prophet sei der Beste Vorbild in Bezug auf das Spenden und den Infak. Er gab, was er geben konnte, sei es viel oder wenig. Er befürchtete nicht, dass er dadurch arm werden könnte. Wenn er spendete, empfand er große Freude. Seine Freude überstieg sogar die des Spendenempfängers.

Das Ziel der aufrichtigen Spende sei in erster Linie Allah näher zu kommen und seine Zufriedenheit zu erlangen. So schützt das Spenden z.B. vor Unheil und künftigen Katastrophen. Es gäbe vieles, für das man spenden könne. Besonders wichtig jedoch sei die Unterstützung von Projekten, die dazu beitragen, Muslime nachhaltig zu unterstützen. Im Rahmen der Infak-Kampagne der IGMG, seien bisher über 67 Projekte umgesetzt worden. Hierzu gehöre die Berufsfachschule Muslimischer Führungskräfte in Mainz, Bildungszentren und Privatschulen, Studentenwohnheime, öffentliche Grund- und Sekundarschulen. Die Infak-Kampagne habe zum Ziel, nachhaltige und wegweisende Projekte und Aktivitäten zu fördern.

Arbeits- und Handelsethik des Muslims

Die Freitagspredigt der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) thematisiert die Arbeitsethik des Muslims. Anders als die übrigen ‎Geschöpfe werde die Handlungen des ‎Menschen durch ethische Regeln reguliert. Der ‎wichtigste Maßstab der Arbeits- und ‎Handelsethik seien Aufrichtigkeit und der ‎erlaubte Verdienst. Ohne dieses ‎Bewusstsein könne man niemals eine ‎Gesellschaft des Wohls und ‎des Vertrauen sein. ‎Ein Muslim solle im Handel immer ‎freimütig und transparent vorgehen; ‎er solle sich von Täuschung und Betrug ‎fernhalten. Der ‎Islam lehne das Verständnis, “der Zweck (Verdienst) ‎heilige die Mittel”, ab. Hierzu werden die ‎Gläubigen im Koran gewarnt.

Man stelle heutzutage fest, dass die ‎Sensibilität zu Halal-Haram entgegen der ‎Leidenschaft zu verdienen, abnehme. Werte wie Aufrichtigkeit, ‎Treue, Solidarität und Worttreue würden ihre ‎Bedeutung rapide verlieren. Jedoch sein diese ‎Werte erforderliche Tugenden um ein guter ‎Mensch zu sein. Die Wege zum erlaubten (Halal) Verdienst solle auf Aufrichtigkeit und ‎Ehrlichkeit errichtet werden. Man dürfe nicht ‎vergessen, dass alle dargebotenen Opfer ‎auf diesem Weg das Wohlwollen Allahs ernten ‎lasse.‎

Schamgefühl (Hayâ)

Die Freitagspredigt des Verbandes der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) thematisiert diese Woche das Schamgefühl (Hayâ). Das Schamgefühl sei eine Tugend, die sich in den Herzen der Menschen, die den Glauben pflegen, entfalten. Die wichtigste Aufgabe eines Muslims sei es daher sein Herz, freizuhalten vor Angelegenheiten, die den Prinzipien der islamischen Religion entgegenstehen.

Um festzustellen wie stark das Schamgefühl ausgeprägt sei, sollten auf die folgenden Dinge Acht geben: Wenn man etwas Schlimmes anstellen möchte und dabei nicht das Gefühl verspüre, diese Tat wenigstens nicht vor den Augen anderer tun zu müssen. Wenn das Schweigen dem nutzlosen Gerede nicht vorgezogen werde. Und wenn kein Unwohlgefühl bei Schamlosigkeiten von anderen Menschen entstehe. Dann sei man Meilenweit entfernt vom islamisch definierten Schamgefühl.

Jeden Freitag blickt die IslamiQ-Redaktion auf die Freitagspredigten der muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland und gibt einen Überblick.