Baden-Württemberg

Kretschmann fordert „Reformen“

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ruft die Muslime in Deutschland zu einer „Reformation“ des Islam auf.

06
12
2015
Winfried Kretschmann
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann © by BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf Flickr (CC BY- 2.0), bearbeitet islamiQ

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat die Muslime in Deutschland zu einer „Reformation“ des Islam aufgerufen. „Der Islam steckt in einer Krise“, sagte Kretschmann der Zeitung „Welt am Sonntag“. Es gebe vermehrt fundamentalistische Strömungen, die sich auch gegeneinander richteten. „Da ist meines Erachtens Reformation angesagt. Dieses Problem können nur die Muslime selbst lösen.“

Die Muslime müssten sich darum kümmern, dass der aufgeklärte Islam in Deutschland sich nicht zu einem arabischen Islam entwickele, forderte Kretschmann. Sie müssten ihre Stimme erheben, wenn der Islam missbraucht werde. „Der Islam muss sich von diesen gewalttätigen Exzessen reinigen“, so der baden-württembergische Regierungschef.

Dass sich eine Religion immer wieder reinigen müsse, sei nichts Neues. „Das musste das Christentum auch“, erklärte der Katholik und Grünen-Politiker. „Jede Religion muss darauf achten, zeitgemäß zu sein. Das ist die Aufgabe der Muslime.“ Es gehe nicht darum, von den Muslimen andauernd zu verlangen, sich vom Terrorismus zu distanzieren; es gehe um viel mehr.

Ängste vor einer Islamisierung Deutschlands nannte Kretschmann „abwegig“. Diese Angst sei „komplett unbegründet“. „Wie viele Muslime sitzen denn eigentlich in unseren Parlamenten? Wie viele sind Bürgermeister?“ Er selbst habe in Baden-Württemberg nur eine Bürgermeisterin mit Migrationshintergrund gefunden; sie habe italienische Wurzeln. „Eine Islamisierung unserer Gesellschaft wird es nicht geben.“ Deutschland werde aber kulturelle Veränderungen erleben, etwa durch den Bau von Moscheen und normales islamisches Leben wie das Fasten im Ramadan. Das sei „gut und erwünscht“. (KNA,iQ)

Leserkommentare

Ute Diri-Dost sagt:
Es gibt keinen Nationalismus im Islam,also weder arabischer noch sonst anderer Prägung,sondern nur einen Islam und einen Quran,der dem Propheten Muhammad offenbart wurde.Das zeigt,dass Herr Kretschmann gar nicht qualifiziert ist,ein Urteil zu fällen,ich nehme stark an,auf Grund seiner Aussagen,dass er noch nicht einmal den Quran in die Hand genommen oder durchgelesen hat.Es ist ein Trauerspiel,wenn Leute ohne fundiertes Wissen und Argumente in verantwortlichen Positionen sich erlauben,öffentliche Irteile herauszugeben!das geschieht leider immer wieder...
06.12.15
20:31
Martina sagt:
@Ute Diri-Dost: Muslimen kann man es nicht recht machen. Nimmt man den Koran in die Hand und argumentiert mit dessen Wortlaut, hallt es einem entgegen, man habe ihn nicht verstanden. Lässt man ihn links liegen, wird einem das ebenfalls zum Vorwurf gemacht, Aber um eine Religion zu kritisieren, weil man sie nicht gut findet, muss man auch nicht irgendwie qualifiziert sein. Ich kann, auch ohne jede Qualifikation, den Islam, so wie ich ihn vorfinde und wie er sich mir zeigt, kritisieren und sogar verurteilen. Das muss Muslimen nicht gefallen, aber hinnehmen müssen sie es dennoch. Im übrigen mag es im Islam keinen "Nationalismus" geben, es gibt aber in islamischen Ländern sehr wohl Nationalismus. Abgesehen davon ist es Unsinn, auf einem Begriff herumzureiten, der möglicherweise nicht zu 100% auf eine Sache passt. Das ändert nämlich nichts daran, dass es unter Muslimen sehr wohl eine Vorstellung von einer Nation gibt. Allerdings eben nicht in festen Grenzen, sondern in ständiger Ausdehnung, bis die ganze Welt den Islam angenommen hat. Und das ist, selbst wenn man es nicht Nationalismus nennen kann, auch nicht besser als Nationalismus, ist es doch eine Quelle für Krieg und Unterdrückung. Die Leugnung eines islamischen "Nationalismus" ist ebensolcher Unsinn, wie die Behauptung, dass arabische Muslime keine Antisemiten sein können, weil sie doch selbst Semiten sind. Oder dass der Islam nicht rassistisch ist, weil doch alle Menschen Muslime sind, es nur noch einsehen müssen. Rassismus gibt es aber am Ende dennoch unter Muslimen.
07.12.15
15:41
Manuel sagt:
Herr Kretschmann ist ein lustiger Vogel. Es stimmt gewiss, dass jede Religion sich immer wieder reinigen muss und zeitgemäß sein sollte. Aber gerade auf seine katholische Kirche trifft dies nicht zu. Martin Luther wurde schließlich exkommuniziert und Papst Johannes Paul II hätte das Rad der Geschichte gerne wieder auf die Zeit vor der Aufklärung zurückgedreht. Ebenso ist es wohl kaum zeitgemäß, Homosexuellen die Ehe zu verweigern oder Priestern das Recht auf die Ehe zuzugestehen. Schließlich kann ich nicht erkennen, dass es zeitgemäß sein soll, dass Frauen nicht das Priesteramt ausüben können. Bevor also Herr Kretschmann sich herausnimmt, andere Religionen zu belehren, sollte er sich lieber um seine eigene kümmern. Und wie kommt übrigens Herr Kretschmann darauf, dass Muslime immer einen Migrationshintergrund haben müssen? Ich habe einige Muslime kennengelernt, die keinen aktuellen Migrationshintergrund haben.
07.12.15
15:48
Trara sagt:
@ Ute Diri-Dost: Es ist ein Trauerspiel, dass Sie mit keinem einzigen Argument auf die Thematik eingehen, nur emotional und abwertend. Es geht nicht um Nationalismus, sondern um Funda-mentalismus. Es ist nicht Herrn Kretschmanns Aufgabe, dafür im Koran zu lesen. Er ist Ministerpräsident. Er erlaubt sich kein Urteil, sondern richtet einen Appell an eine Glaubens-gemeinschaft. Und es ist sein Recht und seine Pflicht es öffentlich zu tun. Wenn es Ihrer Meinung nach nur „einen Islam“ gibt gehören also Bürger muslimischen Glaubens, religiöse muslimische Fanatiker und islamistische Terroristen einer homogenen Gruppe an. Klasse, genau damit bestätigen Sie ein sehr häufiges Vorurteil. Es entsteht der Eindruck, dass Sie sich am religiösen Fanatismus (häufig mit all seinen brutalen Folgen) nicht stören oder ihn sogar akzeptieren. Und das macht allen Menschen Angst, egal welcher Religion. Es ist traurig und erschreckend zugleich, wie Sie die Augen vor zahlreichen Problemen und Krisen verschließen. Auch mit Wegreden und Schweigen werden gefährliche Entwicklungen gefördert, nicht nur mit Gewalt. Und bitte nicht vergessen: Die meisten Muslime werden von Ihren Glaubensbrüdern umgebracht!
07.12.15
18:03
Magnus sagt:
Winfried Kretschmann kann natürlich fordern, was er will. Allerdings sollte ein Katholik erst einmal schauen, was an der Katholischen Kirche an Reformbedarf bestehen könnte, bevor er anderen eine Reform verordnet. Es leben sicherlich mehr Katholiken in Baden-Württemberg als Muslime.
10.12.15
11:59
Enail sagt:
@Magnus: "Es leben sicherlich mehr Katholiken in Baden-Württemberg als Muslime." Sicher wird das so sein, und das ist auch gut so, weil genau aus diesem Grunde noch die Demokratie das Sagen hat. Auch die kath. Kirche hat mit Sicherheit Reformbedarf. Das darf man ungestraft äußern und wird nicht wie beim Islam verhement abgelehnt, weil der Koran ja angeblich Gottes überliefertes Wort ist, das man nicht verändern darf. Und diese Sicht ist genau das Problem des Islam, der sich jeder Reform verweigert, weil nicht zulässig. Schauen sie sich die Länder an, in denen der Islam als Staatsreligion herrscht. Man sieht dort nichts besonders gutes. Keine Demokratie, Verfolgung von Minderheiten und eklatante Verletzung der Menschenrechte. Warum können sich Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, die keine Muslime sind, so gut integrieren. Warum hört man von ihnen nicht immer wieder Forderungen jeglicher Art? Kann es sein, dass es am Islam liegt, der einfach mit der Demokratie Schwierigkeiten hat, der Probleme hat mit der Gleichberechtigung? Und deshalb wäre es ganz klar angebracht, dass der Islam sich reformiert, dass Terroristen sich endlich nicht mehr mit dieser Religion identifizieren können.
27.12.15
16:07