Universität Münster

Lehrauftrag für Bekir Alboğa am ZIT sorgt für Unmut

DITIB-Generalsekretär Bekir Alboğa hat eine Lehrtätigkeit am Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster (ZIT) aufgenommen. Dies sorgt für Unmut. Alboğa spricht von einer privaten Entscheidung. Unterdessen gibt es auch Bewegung im Streit zwischen KRM und ZIT.

21
10
2014

Das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) an der Universität Münster steht wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Hintergrund ist eine bekanntgewordene Personalie. Der Generalsekretär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), Bekir Alboğa, hat einen Lehrauftrag am ZIT aufgenommen. Viele fragen sich nun: Was ist aus dem Gutachten des Koordinationsrates der Muslime (KRM) zu den Thesen von Prof. Mouhanad Khorchide geworden? Und ist die Stellungnahme der DITIB zur Person Khorchide noch gültig?

Zur Erinnerung: Der KRM hatte mit der Veröffentlichung seines theologischen Gutachtens zu den Thesen von Prof. Khorchide in seinem Buch „Theologie der Barmherzigkeit“ eine weitere Zusammenarbeit mit dem Münsteraner Professor ausgeschlossen. Die DITIB erklärte in einer eigenen Stellungnahme vorab, dass Prof. Khorchide in „seiner Funktion nicht tragbar“ sei. Auf Nachfrage bestätigte der aktuelle Sprecher des KRM, Erol Pürlü, dass sich die Positionen des KRM nicht geändert haben. Man sei in Kontakt mit den verantwortlichen Stellen und tausche sich aus. Die Lehrtätigkeit von Alboğa am ZIT sei zudem keine KRM-Entscheidung gewesen, sagte Pürlü.

Auch Ali Kızılkaya, Vorsitzender des Islamrates für die Bundesrepublik, zeigte sich gegenüber IslamiQ überrascht von der personellen Verstärkung für das ZIT. „Ich bin über den Schritt überrascht und hätte es so nicht erwartet“, sagte Kızılkaya. Man habe als KRM erst vor kurzem gemeinsam festgestellt, dass manche, auch in der Öffentlichkeit diskutierte, Positionen von Mouhanad Khorchide weder mit dem wissenschaftlichen Anspruch noch mit der Selbstverpflichtung zur bekenntnisgebundenen islamischen Theologie konformgehen würden. „An dieser Position halten wir als Islamrat fest“, betonte Kızılkaya.

Alboğa: Meine persönliche Entscheidung

Bekir Alboğa selbst hat mit einem solchen Trubel gerechnet. Er sieht die Dinge allerdings anders. Gegenüber IslamiQ erklärte er, dass seine Tätigkeit am ZIT auf eine persönliche Einladung von Universitätsrektorin Ursula Nelles zurückgehe. Zugleich habe er von verschiedenen Studenten am ZIT immer wieder Kritik gehört, dass man sie im Stich lasse. Alboğa habe den Ruf für einen Lehrauftrag daher nur angenommen, weil es in seine akademische Karriere passe und er sich verantwortlich für die Studenten fühle. Allerdings betont der Islamwissenschaftler: „Es ist meine persönliche Entscheidung und hat nichts mit meinem Amt oder gar der DITIB zu tun.“ An den Positionen der DITIB habe sich nichts geändert.

Auch ist die Arbeit am ZIT für Alboğa, der jahrelang für seine Dissertation zum Thema „Politik, Moral und Theologie: Analytische Betrachtung der Lehren von Abū’l‐Ḥasan al‐Māwardī (974–1058), Qāḍī (Oberrichter) im islamischen Kalifat der Abbasiden‐Sein Leben und seine Gedankenwelt“ forschte und an der Universität Heidelberg promovierte, begrenzt. An zwei Wochenstunden gibt er nach eigenen Angaben Vorlesungen für höhere Semester unter dem Titel: „Interreligiöses Gespräch und dialogischer Austausch“. Den Unmut verschiedener Seiten kann Alboğa verstehen, er bittet jedoch auch um Verständnis für seine persönliche Entscheidung. „Es war eine Chance für mich, nach jahrelanger Arbeit an meiner Dissertation und akademischen Laufbahn, einen Lehrauftrag an einer Universität zu erhalten. Und ich möchte betonen: Ich lehre dort als Dr. Alboğa und nicht als Generalsekretär der DITIB.“

Bewegung im Fall Khorchide?

Unterdessen scheint es auch Bewegung im Streit zwischen KRM und ZIT zu geben. So soll der KRM die technischen Bedingungen für die Beiratslösung am ZIT geklärt haben und wartet nun auf die Berufung des Beirats. Gleichzeitig soll sich Prof. Mouhanad Khorchide in einer persönlichen E-Mail an die Religionsgemeinschaften gewendet haben, um für einen Neuanfang in den Beziehungen zu werben.

Mit der Berufung des Beirats und einem Neustart im Dialog könnte in Münster wieder Ruhe einkehren. Die endgültige Berufung von Professoren, die jetzigen Professuren sind nur befristet, steht am ZIT weiterhin aus. Diese können nur mit dem Beirat, der vom KRM gestellt werden soll, vorgenommen werden. Es bleibt also weiterhin spannend. (as)

Leserkommentare

Hubert Dobers sagt:
Vielleicht ein erster Schritt für DITIB: dass sich theologisches Denken auch im Islam keine doktrinären Fesseln anlegen lässt, vor allem nicht dann, wenn es um den akademischen Dialog an westlichen Universitäten geht.
12.11.14
10:14