Die EU-Kommission hat Kritik rechtspopulistischer Abgeordneter an millionenschweren Forschungsprojekten zu Islam und Islamophobie zurückgewiesen. Sie betont die wissenschaftliche Exzellenz und verweist auf transparente Auswahlverfahren.

Die EU-Kommission hat Kritik von rechtsextremen und rechtspopulistischen Abgeordneten an der Finanzierung islambezogener Forschungsprojekte zurückgewiesen. In den vergangenen Jahren stellte der Europäische Forschungsrat (ERC) mehr als 17 Millionen Euro für wissenschaftliche Vorhaben zu Themen wie Islam, Koran, Scharia und Islamophobie bereit.
Auslöser der Kontroverse war eine Anfrage der italienischen Europaabgeordneten Silvia Sardone von der rechtspopulistischen Lega-Partei. Sie bezeichnete die Vorhaben als „Studien von zweifelhaftem Nutzen“ und verlangte von der Kommission eine Rechtfertigung für die Vergabe öffentlicher Mittel. Ähnliche Vorwürfe äußerte auch Jean-Paul Garraud vom französischen Rassemblement National. Beide Politiker gehören der Fraktion „Patrioten für Europa“ im EU-Parlament an.
EU-Forschungskommissarin Ekaterina Sachariewa wies die Vorwürfe am Montag zurück. Die Projekte seien das Ergebnis unabhängiger Auswahlverfahren und stünden „für wissenschaftliche Exzellenz von Weltrang“. Sie verwies darauf, dass alle Förderungen strengen Ethikprüfungen und einer unabhängigen Peer-Review unterliegen.
Zu den geförderten Projekten gehören unter anderem eine bis 2029 laufende Studie des französischen Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung zur historischen Entwicklung der Scharia (2,5 Mio. Euro), eine an der Istanbul Bilgi University koordinierte Untersuchung zu islamfeindlichen Diskursen in Europa (2,3 Mio. Euro) sowie ein an der Universität Oxford angesiedeltes Projekt über die Erfahrungen muslimischer Jugendlicher in Europa und Großbritannien (2,7 Mio. Euro). Auch die Ludwig-Maximilians-Universität München erhielt 2,3 Millionen Euro für eine abgeschlossene Studie zur Rolle von Tieren in der islamischen Philosophie.
Die EU-Kommission betonte, dass der ERC seit seiner Gründung im Jahr 2007 über 17.000 Projekte in unterschiedlichsten Disziplinen gefördert habe – von Natur- und Ingenieurwissenschaften bis hin zu den Geistes- und Sozialwissenschaften. Die geförderte Forschung habe bislang mehr als 200.000 Publikationen hervorgebracht und sei Grundlage für zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter Nobelpreise und Fields-Medaillen.