Ein leuchtendes Beispiel gegen rechten Terror: In Kassel erinnert jetzt eine Installation an Walter Lübcke und Halit Yozgat. Was steckt dahinter?

Mit einer Lichtinstallation wird in Kassel künftig an den ermordeten Regierungspräsidenten Walter Lübcke und den NSU-Mord an Halit Yozgat erinnert. Das Kunstwerk „86° WALTER HALİT“ der Künstlerin Natascha Sadr Haghighian wird am Donnerstag (4.9.) auf dem Dach des Kasseler Regierungspräsidiums eingeweiht. Es soll ein Zeichen für Demokratie und gegen Hass setzen.
Der 21 Jahre alte Halit Yozgat war am 6. April 2006 in seinem Internetcafé in Kassel erschossen worden – es war der neunte Mord der rechtsextremen Terrorgruppe NSU. Der 65-jährige CDU-Politiker Walter Lübcke wurde am 2. Juni 2019 auf der Terrasse seines Hauses in Wolfhagen-Istha von einem Rechtsextremisten ermordet, weil er sich für Geflüchtete eingesetzt hatte. Der Täter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Die Installation zeigt die Vornamen Walter und Halit als leuchtende Schriftzüge, die in unterschiedliche Richtungen weisen: nach Wolfhagen-Istha sowie zur Kasseler Holländischen Straße. „Die beiden schauen also nach Hause“, erklärte das Regierungspräsidium. Die gewählte Schriftart „Martin“ erinnert an den US-Bürgerrechtler Martin Luther King Jr.
„Möge dieses Werk dazu inspirieren, Verantwortung zu übernehmen, Vielfalt zu schützen und gemeinsam an einer offenen, pluralistischen Demokratie zu arbeiten“, sagte Hessens Kulturminister Timon Gremmels (SPD).
Die Einweihung fällt in eine Zeit wachsender rechtsextremer Gewalt. Nach Angaben des Innenministeriums in Wiesbaden stieg die Zahl rechtsextremer Straftaten in Hessen 2024 um knapp 60 Prozent auf 2376 Fälle. Mehr als die Hälfte aller politisch motivierten Delikte hatten damit einen rechten Hintergrund. Zudem verfügen weiterhin mehr als 100 Rechtsextreme im Land über waffenrechtliche Erlaubnisse. „Der Rechtsextremismus ist nach wie vor die größte Gefahr für unsere Demokratie“, hatte Innenminister Roman Poseck (CDU) kürzlich betont.