Gebetskalender

Muslime vereinheitlichen Gebetszeiten

Islamische Gemeinschaften in Europa haben sich auf gemeinsame Gebetszeiten geeinigt – und damit jahrelangen Diskussionen ein Ende gesetzt. Die Neuregelung ist ab dem 1. Januar 2023 gültig.

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Symbolbild: Gebetskalender, Gebetszeiten

Mehrere islamische Religionsgemeinschaften in Europa haben sich auf einheitliche Gebetszeiten geeinigt. Demnach wird der Großteil der Moscheegemeinden in Europa die Gebete zur gleichen Zeit verrichten. Ein Novum für Muslime in Deutschland und Europa. Zuvor hatten sich Muslime im Jahre 2008 auf den einheitlichen Beginn der Fasten- und Opfertage geeinigt. 

Bis heute entstanden unterschiedliche Gebetskalender mit uneinheitlichen Zeitangaben. Unterschiede werden vor allem bei den Angaben zu den Zeiten für die Morgendämmerung (Imsak) und das Nachtgebet deutlich. Der wesentliche Grund für die Unterschiede liegt darin, dass die in Koran und Hadith erwähnten Zeiten nicht in Stunden und Minuten angegeben sind, sondern allgemeine Ausdrücke darstellen. Diese wurden in der islamischen Geschichte von jeder Rechtsschule verschieden gedeutet. Die Diskussion um die Gebetszeiten ging so weit, dass in manchen Ländern bis zu 10 Kalender veröffentlicht wurden, die unterschiedliche Gebetszeiten angaben.

Kommission schafft Einheit bei Gebetszeiten

Aus diesem Grund hat sich im Jahr 2014 eine Kommission mit der Berechnung der Gebetszeiten beschäftigt. Ziel war es, die Konflikte zu beenden, welche auf praktischer Ebene vorhanden waren, und Einheit zu schaffen. Zu diesem Thema wurden Versammlungen in Berlin, Köln und Straßburg abgehalten. Die Kommission bestand aus türkisch-, arabisch- und balkanstämmigen Gemeinschaften, darunter auch die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) und die Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB).

Mit dem einheitlichen Gebetskalender wurden die Differenzen bezüglich der Gebetszeiten beendet. So sind etwa die Methoden zur Berechnung der Morgendämmerung vielfältig, was sich auf den Beginn des Fastentags bzw. des Morgengebets ausgewirkt hat. Hier variierten die Zeiten sogar bis zu 30 Minuten – mit Auswirkungen für die Fastenzeit. Mit dem neuen Gebetskalender wurden diese Probleme behoben.

Neuer Kalender, gemeinsame Prinzipien

„Die Konflikte bei den Gebetszeiten haben alle Gemeinschaften gestört. Seit 2014 arbeiteten wir an einer einheitlichen Lösung. Alhamdulillah wurden die Gebetszeiten nun beschlossen“, erklärt Celil Yalınkılıç, Leiter der IGMG-Irschadabteilung. Die Arbeit der Kommission, die 2014 begann, wurde im September 2021 abgeschlossen. Nach einem einjährigen Evaluierungsprozess haben die muslimischen Vertreter im Juli 2022 die neuen Grundsätze verabschiedet. „Die gemeinsamen Gebetszeiten sind ein Novum, die nach gemeinsam festgelegten Prinzipien ermittelt wurden“, betont Yalınkılıç weiter. 

Auch Dr. Muharrem Kuzey, stellvertretender Vorsitzender des DITIB-Religionsbeirats, begrüßt die Vereinheitlichung der Gebetszeiten. Der neue Gebetskalender werde auch die Zusammenarbeit und das Vertrauen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft stärken.