MUSLIMISCHE VORBILDER

Yusuf Islam – die lange Suche nach dem Selbst

Vorbilder, die uns positiv stimmen, sind heute wichtiger denn je. In dieser IslamiQ-Reihe möchten wir unsere Leser zu Autoren machen. Maide Kurtoğlu-Keskin schreibt über ihr Vorbild: Cat Stevens, alias Yusuf Islam.

25
11
2017
Yusuf Islam
Yusuf Islam im Jahr 2013 auf einem Benefizkonzert. © shutterstock

Steve Demetre Georgio kam am 21. Juli 1948 in London als Sohn eines griechischen Vaters und einer schwedischen Mutter auf die Welt. Schon früh setzte er sich das Ziel Sänger zu werden und arbeitete bereits mit jungen Jahren im Restaurant seines Vaters, um seinem Traum von der ersten eigenen Gitarre ein Stück näher zu kommen. Der Grundstein für eine Karriere mit Höhen und Tiefen war gelegt. Als Teenager begann der Musiker, der sich Cat Stevens nannte , Lieder zu schreiben, womit er nur wenige Monate später Bekanntheit in der Londoner Musik-Szene erlangen sollte.

Sein ungebrochener Fleiß und das tägliche Arbeitspensum kostete ihn nicht nur seine Freizeit, sondern auch beinahe das Leben. Mit nur 20 Jahren erkrankte Stevens an Tuberkulose und musste seine Karriere für ein Jahr auf Eis legen. Die Erkrankung leitete den Wendepunkt in seinem Leben ein. Er begann sich mit Religionen und Meditationstechniken auseinanderzusetzen. Er beschreibt in einem Interview diese Findungsphase folgendermaßen: „Ich wollte nicht diese Welt verlassen, ohne zu wissen, was danach kam“.

Erfolgreicher Musiker

Die lange Pause hatte ihn verändert. Er reiste mit Hilfsorganisationen in Entwicklungsländer und leistete ehrenamtliche Arbeit. Er wollte Menschen helfen und seinen Beitrag für das Gemeinwohl der Menschen leisten. Ab diesem Zeitpunkt fragte Stevens in seinen Liedern nach Gott, der Spiritualität und den Sinn des Lebens. Währenddessen eroberten seine Lieder die Top-Charts und Stevens wurde nicht nur in England, sondern auch in den USA berühmt. Die Musik der 70er Jahre wurde entscheidend von Stevens musikalischem Einfluss geprägt.

In diesen Jahren veröffentlichte er sieben Alben, die allesamt in die Top 10 kamen und weltweit 40 Millionen mal verkauft wurden. Der Mann mit der Gitarre und einer klaren und weichen Stimme, der in seinen Songs auf der Suche nach der Wahrheit im Leben war, wurde ein Superstar. Währenddessen ging seine Suche nach dem Sinn des Lebens weiter. Die Leere in seinem Geist ließ ihn nicht los. Er beschäftigte sich mit zahlreichen Religionen und Philosophien, darunter auch der Nummerologie, weshalb er eines seiner Alben „Numbers“ nannte, doch nichts stillte seine Seele und seinen Geist. Nichts konnte ihn vollständig zufriedenstellen.

Cat Stevens wird Yusuf Islam

Und so sollte das Jahr 1975 alles verändern. Als Stevens seinen Produzenten in Malibu besuchte und beschloss schwimmen zu gehen, wurde er von einem Wirbel erfasst und ins offene Meer hinausgezogen. Instinktiv betete er zu Gott und versprach ihm zu dienen, wenn er ihn aus dem Wasser retten würde. Kurze Zeit später hatte er wieder festen Boden unter seinen Füßen und hatte nun ein Versprechen gegeben von dem er nicht wusste, wie er es umsetzen sollte. Er wartete fast ein Jahr auf ein übersinnliches Zeichen, bis sein Bruder ihm einen Koran, ein Mitbringsel aus Palästina, geschenkt hatte. Gelegentlich las er in diesem Buch und fand es interessant. Mit der Zeit fand er immer mehr Antworten auf seine Fragen, die ihn seit Jahren bewegten. Bei Sura al-Yussuf angekommen, erkannte er sich in dieser wider und glaubte zweifellos daran, dass der Koran Gottes Worte waren. Im Dezember 1977, inspiriert von der Sura al-Yusuf, benannte sich Cat Stevens zu Yusuf Islam.

Ab diesem Zeitpunkt begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt. Seine Seele war gestillt, sie war glücklich. Sie hatte ihren Platz gefunden, doch fiel es ihm schwer die Balance zu finden. Hin- und hergerissen tendierte er zu Anfangszeit als Muslim eher zu konservativen Haltungen des Islams und rührte deshalb kein Instrument mehr an, bis ihm sein Sohn fast zwanzig Jahre später seine Gitarre in die Hand drückte und ihn bat zu spielen.

Yusuf Islam, der große Sucher unserer Zeit, wurde endlich fündig. Er hat Frieden mit seinem Geist geschlossen und dient uns heute als ein großes Vorbild. Er macht weiterhin Musik und gründete in England Islam-Schulen. Er ist immer noch weltweit unterwegs mit Hilfsorganisationen, um das Leid der Menschen zu lindern. Gemäß des Auftrags aller Muslime das Gute zu empfehlen und das Schlechte zu verbieten, hat es sich Stevens zur Mission gemacht Gutes zu hinterlassen. Er nutzt sein Talent, seine Bekanntheit und Möglichkeiten, um seinem Glauben zu dienen. Für viele Menschen ist die Zugehörigkeit der Religion keine Frage der eigenen Wahl. Sie werden in eine Familie und damit Kultur und Religion hineingeboren ohne sich weitere Gedanken darüber zu machen. Cat Stevens suchte nach seinem persönlichen Ziel, das er in Yusuf Islam fand.

 

Leserkommentare

Kritika sagt:
L.S. « Vorbilder, die uns positiv stimmen, sind heute wichtiger denn je. » So schreibt Maide Kurtoğlu-Keskin. Kritika das positiv stimmende Vorbild bisher nicht genau kennend, schlug mal nach bei Wikipedia, und fand: « 1989 unterstützte Cat Stevens alias Yusuf Islam den Mordaufruf gegen den Schriftsteller Salman Rushdie, den der iranische Staatschef Ruhollah Chomeini ausgesprochen hatte.» Bekanntlich haben daraufhin besonders fromme Muslims einige Menschen, - vermutlich waren 's lediglich Ungläubige - die an der Herausgabe cq Übersetzung des Busches beteiligt waren ermordet. In einem Interview 1996 mit der Berliner Zeitung antwortete Yusuf Islam auf die Frage, was er davon halte, dass auf eine Meinungsäußerung die Todesstrafe stehe: « Niemand wird im Islam dafür bestraft, dass er sagt, er glaubt nicht. Gut, dann glaubt er eben nicht. Wenn jemand aber Blasphemie betreibt, dann bedeutet das, dass er kein einziges Gesetz mehr achtet, und dann muss er dementsprechend bestraft werden. Schon bei Jesus stand auf Gotteslästerung Steinigung.» So nannte er seine Weigerung, Frauen die Hand zu geben, « ein Detail, über das sich viel zu sehr aufgeregt wird ». Es steht natürlich jedem Frei, eine eigene Meinung daüber zu haben; Kritikas "positiv stimmende Vorbilder" jedenfalls sehen anders aus. Gruss, Kritika.
25.11.17
21:45
Rabia K. sagt:
@ Kritika So ignorieren wir einmal die Tatsache, dass Wikipedia nicht gerade die vertrauenswürdigste Informationsquelle des World Wide Web darstellt und lesen weiter unten im selben Artikel der Enzyklopädie über seine Ehrungen: "2003 wurde er mit dem World Social Award ausgezeichnet. 2004 erhielt er den Man for Peace Award, der durch ein Komitee von Friedensnobelpreisträgern verliehen wird.[8][19][20] 2005 wurde er für sein soziales Engagement und seine humanitären Hilfsmaßnahmen zum Ehrendoktor der Universität von Gloucestershire ernannt.[8][20] 2007 erhielt er einen Echo für sein Lebenswerk. Er bekam ihn als Sonderpreis und wurde als „Botschafter zwischen den Kulturen“ ausgezeichnet. 2009 wurde er als Ehrenpreisträger mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis für sein humanitäres Engagement ausgezeichnet." komisch, nicht wahr?
28.11.17
14:11
Jassy sagt:
Schöne kleine Einblicke in einen spanneden und gefühlsintensiven Lebensweg... Liebe/r Kritika, kein Mensch ist perfekt und somit auch kein menschliches Vorbild. Außerdem bin ich mir sicher, dass er auf solche Fragen und Ereignisse heute ganz anders reagieren und andere Meinungen vertreten würde, als damals- wozu jeder auch das gute Recht hat, Meinungsveränderung gehört zum Leben. Sein gesellschafrliches Engagement und Wirken ist bewundernswert, die Schüler/innen in seinen Schulen glänzen mit englandweiten Spitzenleistungen und er insiriert millionen von Menschen weltweit. Also ich schau auf die positiven Seiten in den Menschen, um mich inspirieren zu lassen und krame nicht gezielt negativen Dinge aus alten Kisten raus- oder man sucht nach perfekten Vorbildern und verpasst das Gute in den anderen.
28.11.17
16:30
charley sagt:
« 1989 unterstützte Cat Stevens alias Yusuf Islam den Mordaufruf gegen den Schriftsteller Salman Rushdie, den der iranische Staatschef Ruhollah Chomeini ausgesprochen hatte.» sehr interessant... ja die größten Kritiker der Elche, waren früher selber welche! die Konvertiten sind oftmals die 150%igen in der neuen Religion. Von wegen sich selbst finden. .... das ganze klingt mehr nach einem Ablenken von der Selbstfindung durch schwärmerisch-fanatisches Anhängen an den Islam! Wer das Menschliche aufgibt aus (religiösem) Fanatismus hat vom Menschsein nichts begriffen. Das Menschsein muss menschlicher werden, dann ist Religion fruchtbar! Aber er wollte wohl nur eine Droge (Islam) in der Ideenleere seine Seele!
28.11.17
18:30
Ute Fabel sagt:
Yusuf Islam mit seinem esoterisch-verklärten Islambild ist ein willkommenes Feigenblatt für menschenrechtsfeindliche islamische Religionsdiktaturen. Für mich ist Raif Badawi hingegen ein wahrer Held und ein wirkliches Vorbild. Raif Badawi muss seinen Kampf für Meinungsvielfalt in Saudi Arabien mit Haft und öffentlichen Auspeitschungen büßen. Diese verdienten Auszeichnungen hat Raif Badawi bekommen: Sacharow-Preis 2015 Freedom of Speech Award (Preis für Redefreiheit) der Deutschen Welle 2015 Courage Award (Mut/Tapferkeits-Preis) 2015 auf dem Genfer Gipfel für Menschenrechte und Demokratie Aikenhead-Preis in Schottland 2015 One Humanity Award 2014 von PEN Kanada Internetnutzerpreis von Reporter ohne Grenzen 2014 Ehrenmitglied von PEN Kanada Ehrenmitglied von PEN Dänemark Ehrenmitglied von PEN Deutschland Deschner-Preis 2016 (zusammen mit seiner Ehefrau)
30.11.17
9:24
Kritika sagt:
Liebe Rabia K. und Jassy, Im 1933 fanden Deutsche, meist Studenten und Profs, dass manche Schriftsteller Bücher schreiben, mit deren Inhalt sie nicht einverstanden waren. Sie beschlossen, diese Bücher auf spektakulärer Weise zu beseitigen: durch öffentliches Verbrennen. Diese Bücherverbrennungen werden heute noch immer zurecht als eine grosse Schande angesehen. Weil es nicht sein darf, dass normale Deutsche so etwas getan haben, nennt man heute diese Bücherverbrenner "Nazis". Sie beide und viele Ihrer Bekannten kennen diese Historie. Chomenie aber war mit der schändliche Verbrennung nicht zufrieden, er wollte mehr: den Tot des ihm ungenehmen Schriftstellers. Der lebt zwar immer noch, aber einige andere mussten ihr Leben lassen, wurden von fanatische brave Muslims ermordet. Yousuf klatschte dem MordAufruf ausdrücklich Beifall. Das war leider kein SpontanBeifall nein, viele Jahre danach bestätigte er (wie Kritika zeigte) in einem Interview, dass er immer noch so denkt. Die Begeisterung für Chomeies Fatwa ist es, weswegen Jusuf ein solch negatives Vorbild ist. Wenn Yusuf dermassen daneben denkt, dermassen absurd tickt, dann spielt es keine Rolle ob er auch gute Eigenschaften zeigt. Stellen Sie sich vor, ein Autofahrer fährt bei Rot über die Kreuzung, verursacht einen schweren Unfall. Meinen Sie, der Richter interessiert sich dafür, wieviele Ampelkreuzungen er an dem Tag schon Unfal-los überfahren hat? Kritika meint, dass der Aufruf zum Mord eine krimielle Tat ist und findet den Beifall-Klatscher scheusslich. Seien Sie froh, liebe Jassy, und Rabia K. dass Sie in einem Land, in einem Europa, leben, in dem der Einfluss des Islam so unbedeutend ist, dass mögliche künftige Todesdrohungen auf einer wirksamen Gegenwehr treffen. Gruss, Kritika
01.12.17
1:01
Harousch sagt:
Harousch sagt: Mein Opa war kein Nazi!
21.05.18
6:20