Kurbankampagne

Hasene – Erfahrung schafft Vertrauen

Bald beginnt das Kurbanfest. Islamische Hilfsorganisationen arbeiten schon seit Wochen, um Bedürftigen weltweit ein schönes Fest zu ermöglichen. IslamiQ sprach mit Mesud Gülbahar, Vorsitzender von Hasene, über die Kurbankampagne 2016.

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Kurbankampagne © IGMG Hilfs- und Sozialverein Hasene

IslamiQ: Eine persönliche Frage zu Beginn: Was ist Ihr schönster, was Ihr traurigster Augenblick bei der Hasene Kurbankampagne?

Mesud Gülbahar: Alle Erschöpfung verfliegt, wenn ich die Freude in den Augen der Kinder sehe. Sie freuen sich über jede noch so kleine Kurbanspende. Traurig stimmt mich, wenn wir nichts mehr haben, das wir ihnen geben können.

Mesud Gülbahar, geboren in Bonn, ist seit August 2012 Vorsitzender des IGMG Hilfs- und Sozialvereins e. V. (Hasene). Er studierte Technische Betriebswirtschaftslehre an der Universität Köln. Von 2004 bis 2012 war Gülbahar Vorsitzender der IGMG Jugendorganisation.

IslamiQ: Können Sie Hasene kurz vorstellen?

Gülbahar: Hasene ist eine im Jahre 2010 gegründete islamische Hilfsorganisation mit Sitz in Köln. Wir haben mehr als zehn Vertretungen europaweit und sind auf dem Balkan, in der Türkei, Kanada und Australien vertreten. Unsere Projekte erstrecken sich auf mehr als 100 Länder.

Grundlage unserer Arbeit sind die Worte unseres Propheten: „Der beste Mensch ist derjenige, der anderen Menschen nützlich ist”. Wir verstehen das als Auftrag. Daher auch unser umfassender Einsatz. Neben Kampagnen wie der Kurbankampagne bauen wir Waisenheime, graben Wasserbrunnen, verteilen Lebensmittelpakete, führen Gesundheitsprojekte durch und fördern nachhaltige Bildungsprojekte. Eines davon ist z. B. das Institut für Schifffahrt und Fischerei in Somalia.

IslamiQ: Wie gelangt eine Kurbanspende an die richtige Adresse?

Gülbahar: Das fängt bei der Spende in einer lokalen Gemeinde an. Diese werden zentral gesammelt. Über unsere ehrenamtlichen Helfer, die eben aus diesen Gemeinden kommen, erreichen die Kurbanspenden die Zielländer. Dort gelangen sie mithilfe unserer Partnerorganisationen und unter Kontrolle unserer Beobachter an die richtige Adresse.

IslamiQ: Hasene ist die islamische Hilfsorganisation in Europa mit den meisten Kurbanspenden. Wie schaffen Sie das?

Gülbahar: Durch jahrelange Erfahrung und eine solide Basis, vor allem in Europa. Der großartige Einsatz von Ehrenamtlichen und verlässliche Kontrollmechanismen sind ebenfalls wichtig. All das fördert das Vertrauen in Hasene.

IslamiQ: Aus religiöser Sicht reicht es, wenn das Kurbanfleisch mit den Menschen in der unmittelbaren Nähe geteilt werden. Muslime möchten mehr tun und geben ihre Kurbanspenden internationalen Hilfsorganisationen. Wieso eigentlich?

Gülbahar: Der Hauptgrund ist, dass wir in Deutschland in relativ guten Verhältnissen leben. Viele opfern hier in Deutschland, möchten aber auch etwas von ihrem Wohlstand abgeben und mit armen und bedürftigen Menschen teilen.

IslamiQ: Die Kurbankampagne ist oft Ausgangspunkt für weitere Projekte. Welche sind das?

Gülbahar: Das stimmt. Die Kurbankampagne ermöglicht uns einen guten Einblick in das Land oder die Region. Ausgehend von den Berichten unserer Mitarbeiter, den Ehrenamtlichen und unserer Partner können wir gut einschätzen, welche Hilfsmaßnahmen angemessen sind. Zu den konkreten Projekten gehören z. B. Wasserbrunnen, Gesundheitsprojekte oder Bildungseinrichtungen.

IslamiQ: Wer begleitet all diese Projekte?

Gülbahar: Das sind vor allem unsere Partnerorganisationen vor Ort. In manchen Ländern unterhalten wir eigene Niederlassungen. Diese führen dann auch die Kurbankampagne durch, bei der hunderte Ehrenamtliche aus Europa mithelfen.

IslamiQ: Was zeichnet Hasene gegenüber den anderen islamischen Hilfsorganisationen aus?

Gülbahar: Unsere starke Vernetzung. Über ein funktionierendes Netz von Vertretungen und Niederlassungen kann man natürlich viele Projekte effizienter und einfacher durchführen.

IslamiQ: Haben Sie auch Projekte für die Menschen hier in Deutschland?

Gülbahar: Ja, dazu gehören unsere Hilfen nach Überschwemmungen in manchen Regionen Deutschlands, unsere Essenslieferungen an bedürftige Menschen im Ramadan oder gemeinsame Fastenbrechen in den Moscheen. Das sind Projekte, die noch weiter ausgebaut werden müssen. Letztes Jahr haben wir uns auch intensiv um die Flüchtlinge in Deutschland gekümmert. Als Kooperationspartner des Verbands muslimischer Flüchtlingshilfe (VMF) werden wir diese Arbeit noch weiter ausbauen.