Islamfeindlichkeit

Muslime fühlen sich bedroht

Muslime in Deutschland beklagen die zunehmende Gewalt gegen Muslime, aufgrund islamfeindlicher Tendenzen in der Gesellschaft. Politiker und muslimische Vertreter warnen vor der Pegida-Bewegung.

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01
2015
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Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hat vor einer steigenden Gewalt gegen Muslime in Deutschland gewarnt. Für die wachsenden Anfeindungen macht Mazyek auch Pegida verantwortlich, sagte er Focus-Online. „Pegida führt dazu, dass die Hemmschwelle, Muslime zu diskriminieren und anzugreifen, bei vielen sinkt. Beleidigungen gegen Muslime, häufig Frauen mit Kopftuch, Vandalismus an Moscheen und Gewalt gegen Imame sind mittlerweile an der Tagesordnung.“

Vor allem Frauen, die Kopftuch tragen, würden laut Mazyek immer häufiger auf der Straße angefeindet. „Frauen, die auf der Straße Anfeindungen erleben, raten Imame beispielsweise mit dem Auto statt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Sie raten ihnen, sich nicht provozieren zu lassen. Das Gleiche gilt bei Moschee-Anschlägen, die mittlerweile fast im Wochentakt alleine in Deutschland passieren.“

Eigentliche Probleme beim Namen nennen

Auch Ali Kızılkaya, Vorsitzender des Islamrats, warnt vor dem zunehmenden Rassismus. „Islamfeindlichkeit ist eine Form von Rassismus. Wir müssen uns genauso dagegen stellen wie gegen rassistische Äußerungen gegenüber Juden, Roma oder Flüchtlingen“, so Kızılkaya. Jedoch sei dies nicht erst seit Pegida der Fall: „Das Spiel mit der Angst gegen eine vermeintliche Islamisierung ist nicht neu. Wir beobachten seit Langem, dass dieses Spiel auf dem Rücken der Muslime ausgetragen wird. Populistische rassistische Einstellungen gegenüber Muslimen haben die Mitte der Gesellschaft erreicht. Das ist es, was uns besondere Sorgen bereitet.“

Für den Islamratsvorsitzenden liegen die Ursachen der Ängste woanders. „Was die antiislamischen Pegida-Anhänger gemeinsam haben, ist eine generelle Unzufriedenheit. Die Ursachen dieser Einstellung müssten beim Namen genannt werden. Eine Islamisierung gibt es nicht, Angriffe auf Moscheen und Muslime aber schon.“

Politiker warnen vor Pegida

Unterdessen erklärten zahlreiche Politiker mit Migrationshintergrund, die von der islamkritischen Pegida-Bewegung angeheizte Debatte über eine angebliche Islamisierung des Landes vergifte das gesellschaftliche Klima in Deutschland. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi sagte der Berliner Zeitung: „Wir müssen jetzt höllisch aufpassen, dass diese Stimmung nicht weiter wächst, sonst fühlen sich irgendwelche Irren wirklich motiviert, Leute auf der Straße anzugreifen, nur weil sie irgendwie anders aussehen.“ Sie berichtete von einer wachsenden Zahl von Hassmails und Drohbriefen, die in ihrem Büro eingingen.

Über Beschimpfungen klagte auch der grüne Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu. Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD) betonte, inzwischen werde es „salonfähig, eine ganze Religionsgruppe pauschal zu beschimpfen“. Anders als SPD-Chef Sigmar Gabriel, der am Freitagabend zu einem Gespräch mit Pegida-Anhängern und Gegnern nach Dresden kam, lehnt Fahimi einen Dialog ab. „Wer mündig ist, trägt Verantwortung für seine Taten und dafür, wem er hinterherläuft.“ Deswegen wolle sie keinen Dialog mit Leuten, die Stimmung gegen Migranten schürten. (KNA, iQ)