Pegida

Die Kritik wächst

Der Widerstand gegen die Pediga-Demonstrationen wächst. Altkanzler Schröder sowie der Islamratsvorsitzende Kızılkaya fordern schnelles Handeln der Politik. Bischöfe kritisieren menschenverachtende Parolen.

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An der zehnten Demonstration der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) haben am Montagabend in Dresden laut Polizeiangaben 17.500 Menschen teilgenommen, 2.500 mehr als am vorangegangenen Montag. Die Initiatoren hatten dieses Mal zum gemeinsamen Weihnachtsliedersingen vor der Semperoper eingeladen.

Parallel dazu zogen 4.500 Gegendemonstranten durch die Stadt. Davon nahmen etwa 400 Menschen an einem ökumenischen Friedensgebet in der Kreuzkirche teil. In mehreren anderen Städten formierten sich ebenfalls größere Anti-Pegida-Demonstrationen, die größte in München mit 12.000 Teilnehmern.

Altkanzler Schröder fordert aktive Teilnahme der Politik

Derweil fordert Altkanzler Gerhard Schröder einen Aufstand der Anständigen gegen die Pegida-Bewegung. 2000 hat er unter diesem Motto als damaliger Kanzler zum Protest gegen rechts aufgerufen, als ein Brandanschlag auf eine Synagoge in Düsseldorf ausgeübt wurde.

Es sei eine ähnliche öffentliche Reaktion wie damals notwendig, als 200.000 Menschen gegen Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus protestierten. Bürger bräuchten mehr Unterstützung seitens der Politiker, 2000 haben bei dem „Aufstand der Anständigen“ auch der Bundespräsident und Bundeskanzler gegen Fremdenhass marschiert.

Kızılkaya: Die Politik muss schnell handeln

Der Vorsitzende des Islamrates für die Bundesrepublik, Ali Kızılkaya, zeigte sich besorgt über die antiislamischen Demonstrationen. „Wir Muslime beobachten die Demonstration mit Sorge und stellen fest, dass islamfeindliche Parolen die Mitte der Gesellschaft erreicht haben. Diese Entwicklung ist eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft, insbesondere für die Politik und Medien“.

Die Politik müsse, so Kızılkaya, ihre Sprache überdenken um rechtspopulistischen Erscheinungen entgegen zu wirken. „Um die Sorge der Muslime zu berücksichtigen, muss die Politik schnell handeln und sich eindeutiger positionieren“, sagte Kızılkaya im Gespräch mit IslamiQ.

Katholische Bischöfe: Proteste schüren Misstrauen und Hass

Der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat eine Instrumentalisierung des christlichen Abendlands durch die Pegida-Initiative kritisiert. Gerade wer sich auf christliche Werte berufe, sei aufgefordert „diejenigen, die zu uns kommen, nicht als Fremde zu betrachten, sondern als unsere Schwestern, als unsere Brüder“, sagte Feige am Dienstag in Magdeburg. Stattdessen schürten die Proteste Misstrauen und Angst, würden Ausländer zu unerwünschten Personen erklärt oder sogar bedroht.

Laut Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, Bischof des Bistums Essen ist es absurd zu behaupten, dass Justiz, Kultur und Politik hierzulande kurz vor einer Islamisierung stünden. Diese Rituale der Angst und Hetze seien „beschämend“, wenn Millionen Menschen vor Terror und Unterdrückung fliehen müssten und ihren Besitz, ihre Familien und ihre Heimat verlören.

Der neue Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Heinrich Bedford-Strohm, hat die Pegida-Bewegung ebenfalls scharf kritisiert. „Der Begriff Abendland wird leider oft als Kampfbegriff missbraucht, um sich von anderen Menschen, anderen Religionen und anderen Kulturen abzugrenzen“, sagte der bayerische Landesbischof im Interview mit der tageszeitung (taz, Montag). „Wenn die sogenannte christliche Abendlandkultur benutzt wird, um ausländerfeindliche, rassistische und menschenverachtende Parolen zu unterfüttern, ist das das genaue Gegenteil von Christentum.“ (KNA/iQ)