Umfrage

Jeder Zweite hat antimuslimische Vorurteile

In Deutschland sei Muslimfeindlichkeit eine Alltagserfahrung für viele muslimische Frauen und Männer – das sagt der Wissenschaftler Mathias Rohe. Auch in Schulbüchern sieht er Defizite.

22
07
2025
Islam Symbolbild, Muslime
Symbolbild: Islam und Muslime

Vorbehalte gegenüber muslimischen Menschen sind nach Angaben des Islamwissenschaftlers und Juristen Mathias Rohe in Deutschland weit verbreitet. „Ungefähr 50 Prozent der Bevölkerung pflegen oder haben antimuslimische Vorurteile“, sagte der Wissenschaftler am Dienstag in Stuttgart. Er verwies auf „eigene breit angelegte Umfragen“ und Auswertungen von Daten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. „Muslimfeindlichkeit ist eine Alltagserfahrung für viele muslimische oder als muslimisch wahrgenommene Menschen in diesem Land“, bilanzierte Rohe.

Die Gruppe, die im öffentlichen Raum am heftigsten Diskriminierungen erleide, seien muslimische Frauen, die ein Kopftuch tragen. Sie seien „allerlei Formen von Aggressionen ausgesetzt“ – bis zu brutalen kriminellen Übergriffen, erläuterte Rohe bei einer Tagung der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Thema „Muslimfeindlichkeit in Deutschland“.

„Muslimische Alltagskultur hier und heute“

Rohe fordert „mehr Alltagssolidarität“ mit Muslimen, wenn man diskriminierendes Verhalten ihnen gegenüber beobachte. Manchmal reiche es schon, wenn man sich zu den Betroffenen stelle. Der Wissenschaftler forderte auch eine zeitgemäßere Behandlung des Islam für Schüler. „Muslimische Alltagskultur hier und heute“ finde in deutschen Schulbüchern fast nicht statt.

„In vielen Schulbüchern kommt das Thema Islam nur sehr sparsam vor“, sagte er. Dies beschränke sich häufig auf das 7. Jahrhundert, in dem die monotheistische Religion durch den Propheten Mohammed gestiftet wurde. „Wo bleibt der Islam des 21. Jahrhunderts, der in Stuttgart gelebt wird oder in anderen Städten“, fragte Rohe.

Muslimisches Leben in Deutschland

Viele nicht-muslimische Menschen in Deutschland hätten „ein Islamverständnis, das sich im Wesentlichen auf das Mekka und Medina des 7. Jahrhunderts beschränkt“, kritisierte Rohe und fügte hinzu: „Man nimmt nicht wahr, dass auch die islamisch geprägte Welt eine unglaubliche Entwicklungsgeschichte hat und noch mittendrin steckt.“

Zu wenig beachtet werde auch, „dass der Islam und muslimisches Leben in Deutschland sich grundlegend unterscheiden von dem, was in Saudi-Arabien passiert oder in Malaysia oder in Marokko oder anderen Teilen der Welt“, sagte Rohe. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Universität Erlangen-Nürnberg. (dpa/iQ)

Leserkommentare

grege sagt:
Rohde gehörte zum unabhängigen Expertenkreis einer Studie, die die vom Innenministerium in Auftrag gegebene STudie gegen Muslimfeindlichkeit mitverfasst hat. Diese Studie wies methodische Mängel auf und muste auf grerichtliche Verfassung geändert werden. Das Innenministerium hat daraufhin den Downloadlink für die Studie entfernt. Allein dieser Vorfall zeigt die fehlende Glaubwürdigkeit dieser Aussage. Studien, die extrmistisches Gedankengut unter Muslimen aufzeigen, wird die Glaubwürdigkeit aufgrund angeblich suggestiger Abfragen abgesprochen. Mit demselben Argument müsste man auch das Fazit von Hr. Rohde zurückweisen.
31.07.25
8:54