Corona-Krise

Gebetsruf als Zeichen der Solidarität

Während der Corona-Krise wird in der Duisburger Zentralmoschee der Gebetsruf öffentlich zu hören sein. Ziel ist es, ein Zeichen der Solidarität mit der muslimischen Gemeinschaft zu setzen.

21
03
2020
Gebetsruf
Merkez-Moschee der DITIB in Duisburg-Marxloh © by Arne List auf flickr.com (CC BY 2.0), bearbeitet IslamiQ

Zum ersten Mal seit 12 Jahren ertönte der Gebetsruf vom Minarett der Duisburger Zentralmoschee. Die Moschee wurde 2008 eröffnet.

Die Vorsitzende des DITIB NRW-Landesverbands, Hülya Ceylan, teilte auf Anfrage mit, ein Angebot von der benachbarten Kirchen erhalten zu haben, öffentlich zum Gebet zu rufen. „Deutschlandweit haben die Kirchen begonnen, um 19:00 Uhr die Glocken zu läuten, um aufgrund der geschlossenen Gebetsräume ein Zeichen der Solidarität mit den Gläubigen zu setzen. Unsere benachbarte Kirche in Duisburg fragte uns, ob wir jeden Abend an dieser Aktion teilnehmen möchten. Wir haben zum Ausdruck gebracht, dass wir die muslimische Gemeinschaft durch den Gebetsruf spirituell unterstützen können.“

Ein Zeichen der Solidarität

Ceylan wies darauf hin, dass die Duisburger Zentralmoschee seit 12 Jahren ein Minarett hat, von diesen bisher aber nicht zum Gebet gerufen wurde. „Während des Ausnahmezustands aufgrund der Epidemie wird der Gebetsruf bei Muslimen in Duisburg und Deutschland ein gutes Gefühl hervorrufen“, so Ceylan. Nach dem Angebot der Kirche haben wir uns mit der Stadt Duisburg und dem Zuständigen für den Krisenstab zusammengesetzt und die Genehmigung eingeholt. Nun wird jeden Abend, um ein Zeichen der Solidarität zu setzten, der Gebetsruf ausgerufen.“

Der erste Gebetsruf in Duisburg habe bei den Muslimen positive Reaktionen hervorgerufen, so Ceylan. “Wir sind in einem Ausnahmezustand. Muslime können nicht in die Moschee, wir können nicht gemeinsam beten. Wir möchten damit der muslimischen Gemeinschaft Moral, Stärke und Trost vermitteln. Viele Muslime haben sich bedankt, dass sie in solchen schweren Zeiten dieses spirituelle Gefühl erleben durften.“

Vorbild für weitere Moscheen

Andere Moscheen in Deutschland und auch in Europa möchten nach diesem Vorbild ebenfalls den Gebetsruf einführen. „Dieses Projekt gibt es zur Zeit nur in Duisburg. Doch in anderen Städten könnte in Zusammenarbeit mit den Kirchen auch etwas gestartet werden. Die Moscheen können sich an lokale Institutionen wenden und eine Genehmigung einholen. Menschen sind momentan auf der Suche nach Möglichkeiten, die Moral der Gesellschaft zu stärken. Der Gebetsruf ist in diesem Sinne ein sehr wirksames Symbol“, so Ceylan.

Ab heute soll der Gebetsruf auch von der Moschee der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) in Hannover am Abend zu hören sein. Das wurde nach Angaben der Gemeinde von der Stadt genehmigt. IGMG-Generalsekretär Bekir Altaş zufolge kämpfen auch Muslime in Europa gegen die Ausbreitung des Corona-Virus. Der öffentliche Gebetsruf in Hannover und Duisburg ist ein Zeichen der Solidarität in Zeiten einer Krise. So möchten Moscheen ihren Mitgliedern „ein Gefühl der Sicherheit vermitteln“. „Ich möchte den Behörden, die diese Aktionen ermöglicht haben, danken. Ich denke, dass es in den kommenden Tagen auch in anderen Städten öffentliche Gebetsrufe geben wird“, so Altaş abschließend.

Gebetsruf in den Niederlanden

In den Niederlanden sind Gebetsrufe verfassungsrechtlich erlaubt, doch sie sind außerhalb der Moscheen seit langem nicht mehr zu hören. Grund dafür ist die steigende Islamfeindlichkeit. Die Religionsgemeinschaften vor Ort haben auf den Gebetsruf verzichtet, um potentielle Unruhen zu vermeiden. Im Land bedarf es keiner gesonderten Genehmigung für den Gebetsruf. In den kommenden Tagen sollen auch dort, vor allem in der IGMG Ayasofya Moschee in Amsterdam und in weiteren vier Moscheen, Gebetsrufe aufgrund der Corona-Krise zu hören sein.

Leserkommentare

Sema sagt:
Ich habe in Istanbul studiert. Dort habe ich regelmäßig Kirchenglocken gehört. Das hat mich nie gestört. Weil ich weiß das in Istanbul auch christliche Menschen leben, obwohl es eine Minderheit ist. Ich finde es sehr schade dass es Menschen stört, das in einem Land, wo sehr viele muslimische Menschen leben auch mal einmal in der Woche ihre Gebetsruf zuhören. Dieses nicht aushalten zu können finde ich ebenfalls sehr traurig. Wir leben alle in einem Welt. Hass gegenüber den anderen ist nicht gut egal welche Religion du hast. Außerdem gibt es in jedem Religion und in jedem Nationalität Menschen mit einem Kranken Charakter. Das soll man nicht nur zu einem Religion oder Nationalität verbinden. Ich finde wir sollen in dem Welt Was der liebe Gott für uns erschaffen hat friedlich leben. Nur so können wir alle glücklich sein.
29.03.20
23:41
Anonoym sagt:
Habe mich schon gefragt, wann die jammerlappen anfangen nen Spruch reinzudrücken...das wäre unmöglich, das die Mentalität hier was von menschlichkeit und Herz von sich aus haben...
30.03.20
22:02
Dilaver Çelik sagt:
An alle wutschäumenden Nazis hier: Heult leise!
30.03.20
23:43
nadia zaim sagt:
@ Eduardo: Wie so sollte etwas über der Religion stehen??? Vor allen Dingen etwas Materielles??? Gott steht ÜBER alles und somit auch die Religion. Wenn du denkst, dass dein Mercedes oder IPhone dich vor der Hölle schützt, dann hör auf zu denken. Religion ist zeitlos und hat nichts mit Mittelalter zu tun.
03.04.20
15:38
Eva Elisabeth sagt:
Das war ja nur eine Frage der Zeit, bis die braune Keule hervorgeholt wird. Schade..
04.04.20
10:22
Johannes Disch sagt:
Menschen haben schon immer Rituale gepflegt, gerade in Krisenzeiten. Der Gebetsruf des Muezzin ist völlig okay, wenn er Muslimen hilft, mit der Krise besser zurecht zu kommen und Solidarität auszudrücken. Für manche Apokalyptiker hier ist der Gebetsruf schon ein Zeichen für "Islamisierung"...--- meine Güte! Geht's nicht ne Nummer kleiner???
05.04.20
19:41
Ehemaliger Duisburger sagt:
Solidarität mit wem? Beten kann jeder zuhause, dazu braucht es keine öffentlich übertragenen Muezzin-Ruf, zum noch in einer Fremdsprache! Ich empfinde das als Belästigung. Wir leben hier in keinem Gottesstaat, Viele Menschen sind noch nicht einmal gläubig. Ich habe kein Verständnis für diese Aktion.
07.04.20
15:23
Johannes Disch sagt:
@Ehemaliger Duisburger Dass der Muezzin ruft, heißt nicht, dass wir in einem Gottesstaat leben. Kirchen dürfen ja auch die Glocken läuten lassen, ohne dass wir deshalb die Einführung eines Kirchenstaats befürchten müssen. Der Muezzin-Ruf gehört zu den Ritualen des islamischen Glaubens und ist in aller Regel durch die Religionsfreiheit gedeckt.
08.04.20
12:46
Christin sagt: sagt:
Liebe ach so toleranten Namenschristen. Ihr findet es also toll, dass der Muezzin öffentlich und lautstark unseren Gott herunter würdigt. Habt ihr euch eigentlich mal den Text angeschaut , was der aussagt? Allah ist grösser, er ist der Grösste, es gibt keinen anderen... Glaubt ihr denn wirklich, die meinen unseren Gott?? Es gibt kein einziges muslimisches Land in denen Christen nicht verfolgt werden zum Teil auf grausame Art und Weise, weil sie eben nicht an den gleichen Gott glauben. Und nun können die Muslime hier ihren sogenannten Allah öffentlich über unseren Gott ausrufen. In der Bibel steht: Gott lässt sich nicht verspotten. Was der Mensch säät, wird er ernten. Galater 6 Vers 7 Je mehr die Menschen sich hier von Gott und seinen Werten abwenden, umso schlechter wird es diesem Land gehen. Was sagte Erdogan einmal 2018:( kann man nachlesen) Die Demokratie ist nur der Zug auf den wir aufsteigen bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten. Muss man da ein Verschwörer sein um Schlimmeres zu denken??? Haben unsere muslimischen Mitbürger nicht schon genug Rechte und Freiheiten hier in DE? Keine andere Glaubensrichtung ist so fordernd. Steckt da nicht doch mehr dahinter?? Schon als ich noch einige Jahre jünger war konnte man von einzelnen Muslimen(damals Türken) hören, uns gehört einmal Deutschland. Und es ist ja auch bekannt, dass der Plan besteht Europa zu islamisieren. Wollt ihr das hier wirklich erleben oder wäre es mal an der Zeit zu unseren christlichen Wurzeln zu stehen?? Fragt euch das mal während ihr das höchste Fest der Christen, nämlich Ostern feiert.
09.04.20
17:59
Freiheit sagt:
ich bin eine türkischstämmige Deutsche und bin hier aufgewachsen. Ich kann es nicht fassen , wie die Demokratie von den sogenannten moslems ausgenutzt wird. Ich erwarte von ihnen ebenso Toleranz, was ich leider nicht erlebe. Es gibt viele die so denken wie ich, weil wir leise sind , bemerkt man uns nicht. Ich finde es sehr gefährlich der Religion so viel Raum zu lassen. Ich möchte frei entscheiden können, ob ich ein Gebet hören will oder nicht. Von diesem vorhaben fühle ich mich in meinen Freiheit eingeschränkt. Ich fasse es nicht!!!!! Leider werden dadurch die Rechten Politiker so wie die AFD mehr zulauf bekommen. Traurig!!!!! Soweit darf es nicht kommen. Es ist ein falsch verstandener Toleranz.
10.04.20
17:59
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