Köln

Muslime empfehlen Aussetzung des Freitagsgebets

Islamische Religionsgemeinschaften in Deutschland thematisierten zuvor die Corona-Epidemie. Nun sollen neben Veranstaltungen auch Freitagsgebete abgesagt werden.

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03
2020
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Kein Schutz für Moscheen geplant
Şehitlik Moschee in Berlin © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Auch die islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland reagieren mit verstärkten Vorsichtsmaßnahmen auf die Corona-Epidemie. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) teilte am Donnerstag in Köln mit, er habe seinen fast 900 Gemeinden bundesweit empfohlen, auf Großveranstaltungen bis auf Weiteres zu verzichten. Zudem wurden die Freitagsgebete ausgesetzt.

„Daher hat die DITIB entsprechend der Empfehlung der Bundesregierung, generell auf alle Veranstaltungen zu verzichten, und mit der Absicht, unsere Gemeindemitglieder vor möglichen negativen Auswirkungen zu bewahren und den Kampf um die Eindämmung des Virus zu unterstützen, beschlossen, dass in allen DITIB Gemeinden in Deutschland das Freitagsgebet am 13. März 2020 ausgesetzt wird“, hieß es in einer Mitteilung. Dennoch werde sich die Freitagspredigt (online) dieser Woche der Corona-Gefahr widmen.

Freitagsgebete werden bis April ausgesetzt

Der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland teilte in seiner Antwort an KNA mit, in seinen Bildungseinrichtungen für die religiöse Unterweisung über Maßnahmen zur Corona-Prävention aufzuklären und etwa das richtige Händewaschen oder die sichere Entsorgung von Taschentüchern zu erklären. In allen Moscheen seien Aushänge zum richtigen Umgang mit der Epidemie angebracht. Die Reinigungskräfte in den Moscheen seien angewiesen, besonders auf die regelmäßige Desinfektion etwa von Türklinken und Gebetsteppichen zu achten. Auch der Islamrat will in seinen Freitagspredigten Vorbeugungsmaßnahmen thematisieren.

Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) teilte am Freitagvormittag mit, die Freitagsgebete auszusetzen. „Nach dem heutigen Freitagsgebet werden in unseren Gemeinden alle Freitagsgebete bis zum 3. April ausgesetzt. Das gilt auch für die religiöse Unterweisung in unseren Bildungseinrichtungen“, hieß es in der Nachricht.  Außerdem wurde in der Mitteilung dazu aufgerufen, sich strikt an die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden zu halten. Ebenfalls wurden im Rahmen der Bekämpfung der Ansteckungsgefahr größere Veranstaltungen abgesagt.

VIKZ: Bislang seien keine Corona-Infektionen bekannt

Der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) erklärte, bisher seien keine Corona-Infektionen in seinen Gemeinden bekannt. Man habe die Moscheen jedoch aufgefordert, bei entsprechenden Fällen unverzüglich die zuständigen Behörden zu informieren. In verschiedenen Städten gebe es schon jetzt den Austausch zwischen Gemeinden und den Gesundheitsämtern. Hygiene und Reinigung seien generell ein wichtiger Bestandteil der islamischen Glaubenspraxis. „Die Mitglieder und Besucher von Moscheen werden intensiver als zuvor an die Einhaltung von Hygienevorschriften erinnert“, sagte VIKZ-Sprecher Erol Pürlü. In einer weiteren Nachricht des VIKZ hieß an anschließen: „Aufgrund der schnellen Verbreitung des Corona-Virus fällt als Vorsichtsmaßnahme diese Woche das Freitagsgebet aus. Auch der Religionsunterricht am Wochenende findet nicht statt.“

ZMD rät Aussetzung des Freitagsgebets

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) rät wegen der Ausbreitung des Coronavirus an der Teilnahme vom Freitagsgebet in Moscheen ab. Mindestens bis Ende März sollen Muslime sich demnach nicht zum Gebet oder zu anderen Veranstaltungen im Gotteshaus treffen, hieß es am Freitag in einer Mitteilung. Die Entscheidung für diese Empfehlung sei in Absprache mit Islam-Gelehrten, den Gesundheitsämtern und der Bundesregierung gefallen.

Noch am Donnerstag hatte sich der ZMD von einer solchen Empfehlung distanziert und auf ein Rundschreiben an die angeschlossenen Moscheen vom Wochenbeginn verwiesen. Darin hieß es unter anderem: „Sofern die örtliche Moschee wegen der gesundheitlichen Vorsorge oder aufgrund eines Verdachtsfalles das Freitagsgebet und andere Gebete aussetzt, ist das islamisch statthaft, wobei der ZMD dies nicht ausdrücklich flächendeckend empfiehlt.“ Ausdrücklich hatte der ZMD bislang nur den Verzicht auf Großveranstaltungen ohne gottesdienstlichen Hintergrund empfohlen. (KNA, iQ)