Hinz und Kunst

„Meine Texte sind meine Gebrauchsanleitung für mein Leben“

„Die Kunst ist frei“. Frei von Grenzen und Debatten. Muslimische Künstler nutzen die Freiheit und zeigen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute mit dem Rapper Chefket.

07
12
2019
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Texte Chefket
Rapper Chefket

IslamiQ: Kannst du dich vorstellen?

Chefket: Meine Vorstellungskraft ist enorm. Ich bin Chefket. Der glücklichste Rapper der Welt. Der deutschtürkische Türkdeutschtürke mit Desktophintergrund.

IslamiQ:  Was möchtest du mit deiner Arbeit bewirken?

Chefket: Nichts. Ich will einfach nur Musik machen, die ich gerne hören würde.

IslamiQ: Ist dir deine kultureller und/oder religiöser Background wichtig?

Chefket: Mein Background stört mich ein bisschen. Alle sprechen mich nur darauf an. Als hätte ich nichts anderes vorzuweisen als die Herkunft und den Glauben meiner Eltern.

Man stelle sich das mal bei einem Deutschen mit deutschen Eltern vor. Wie langweilig das wäre. Wenn jemand immer nur darüber sprechen würde, wie er/sie sich als Deutsche/r fühlt und ob für ihn/sie christliche Werte wichtig sind.

IslamiQ: Wie stark beeinflusst dein Background dein künstlerisches Schaffen?

Chefket: Da ich ein Schwabe bin, bin ich ziemlich fleißig. „Schaffa schaffa Häusle baua“. Gleichzeitig habe ich seit 15 Jahren Einblick ins Berliner Leben und bin ziemlich direkt im Alltag und in meinen Texten. Die Gebrauchsanleitung, die ich von meinen türkischen Eltern mit auf den Weg bekam, funktioniert in der deutschen Gesellschaft nicht so gut. Deshalb habe ich mir eine eigene Gebrauchsanleitung schreiben müssen. Meine Texte.

IslamiQ: Studien attestieren eine steigende anti-islamische Stimmung in Deutschland.

Chefket: In Deutschland wird alles was mit dem Glauben zu tun hat direkt kritisiert. Der Glaube wird mit politisierter Religion verwechselt.

„Alle Pfarrer sind Pädophil.“  

„Alle Muslime sind Terroristen.“  

„Alle Juden sind reich.“  

Da ich einen Bezug zu allen Weltreligionen habe, schaue ich an Weihnachten auch mal gerne, was in der Kirche passiert. Ich lade auch gerne Freunde dazu ein, mal in der Moschee einen Tee zu trinken. Jeder hat Angst vor dem, was er nicht kennt. Es ist nur ein kleiner Schritt, den alle aufeinander zugehen müssten. Dann hätten rechtsradikale Politiker keine Chance.

IslamiQ: Bist du persönlich Diskriminierungen dieser Art ausgesetzt?

Chefket: Kommt schon ab und zu vor, aber die Leute tun mir meistens Leid für ihre Dummheit.

IslamiQ: Denkst du, dass der Islam zu Deutschland gehört? Wieso?

Chefket: Diese Scheindebatte führe ich nicht.