Kritik auf Glaubens-Forum:

Diskussion um das „Wertefundament“ der EU

Bei dem Kongress „Freude am Glauben“ kritisierten diverse Politiker die Unsicherheit der Christen. Die Seele Europas sei christlich.

22
07
2018
Hat die EU ein "christliches Wertefundament?" ©
Hat die EU ein "christliches Wertefundament?" © by thinkaboutfreedom auf flickr, bearbeitet by IslamiQ.

Der frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Werner Münch, hat den gegenwärtigen politischen Kurs der Europäischen Union scharf kritisiert. Die EU habe kein gemeinsames christliches Wertefundament mehr, sagte Münch am Freitag in Fulda. Er kritisierte insbesondere EU-Positionen in der Ehe- und Familienpolitik, zu Abtreibung, Bioethik und in der Migrationspolitik. Es sei Aufgabe der Christen, an die „Seele“ Europas zu erinnern. Münch sprach beim Kongress „Freude am Glauben“ des konservativen Forums Deutscher Katholiken, der bis Sonntag in Fulda stattfindet. Münch ist Schirmherr des Kongresses.

Kreuz-Erlass

Münch, der vor neun Jahren aus der CDU ausgetreten war, äußerte sich auch zum „Kreuz-Erlass“ des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und der Kritik einiger Bischöfe daran. Wer das Anbringen des Kreuzes im Eingangsbereich von Dienstgebäuden als „Spaltung“ oder „Ausgrenzung“ kritisiere, fahre einen „Kuschelkurs gegenüber der Bundesregierung und gegenüber dem Islam“, sagte Münch. Der Kreuz-Erlass führte zu viel Kritik, da die Bundesrepublik Deutschland nach der Verfassung zur Neutralität gezwungen ist und sich somit nicht mit einer bestimmten Religion identifizieren darf. 

Nach Einschätzung des emeritierten Fuldaer Bischofs Heinz Josef Algermissen verliert das Kreuz als „Bekenntnis- und Erkennungszeichen“ sowie das Sich-Bekreuzigen zunehmend an Bedeutung in der Gesellschaft. „Es ist schlimm feststellen zu müssen, dass die eigentliche ‚Kreuzabnahme‘ weniger in Schulen und Gerichtssälen als vielmehr in den eigenen vier Wänden und in den Herzen geschieht“, sagte der emeritierte Bischof in einer Predigt bei einem Gottesdienst zur Eröffnung des Treffens.

„Kreuze aber aus politischen Gründen eines faulen Kompromisses wegen abzulegen, ist ganz und gar verantwortungslos“, fügte er laut Predigtmanuskript hinzu. Damit schwinde „das zentrale Heils- und Siegeszeichen, vor dem wir atmen, glauben und hoffen können, mehr und mehr aus dem Bewusstsein“.

Sind Christen verunsichert?

Nach Algermissens Einschätzung gehen immer mehr Christen „vor dem Zeitgeist in die Knie“. Die Christen seien zu einer Glaubensgemeinschaft geworden, die „viel Verunsicherung ausstrahlt sowie Ansprüche und Maßstäbe abgebaut hat“.

Algermissen fragte, wo sich Katholiken außerhalb des „geschützten“ Kirchenraums öffentlich noch bekreuzigten. „Faktisch überwältigt sie fast überall die Scham, sich zum eigenen Glauben und Hoffen zu bekennen, unbewusst verbunden mit der elenden Furcht, gegenüber Nichtglaubenden aufdringlich zu wirken.“ Gleichzeitig entblößten sich die Menschen „sonst massenhaft öffentlich, geben Intimstes etwa über Facebook preis, ohne sich zu schämen“.

Der Kongress „Freude am Glauben“ des konservativen Forums Deutscher Katholiken findet bis Sonntag in Fulda statt. Das Motto lautet „Selbstbewusst mit Christus“. Die Veranstalter rechnen für die drei Tage mit rund 1.000 Teilnehmern. Algermissen gehört dem Kuratorium des Forums an, das sich als lockerer Zusammenschluss „papst- und kirchentreuer“ Katholiken versteht. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Kritika sagt:
L.S. Wieso interessiert sich der Islam für das "Wertefundament" der EU ? Jedenfalls und zum Glück ist gehört weder Allah, noch Scharia, oder Mohammed, Koran, zum EU-Wertefundament. Unter allen anderen Religionen - - erst recht auch Religionsfrei - - kann man wesentlich glücklicher leben als unter der Herrschaft des Islam. Deshalb ist der Islam die am meisten abgelehnte Sekte. Kritika meint: Wo Demokratie herrscht, da ist der Islam bedeutungslos. Wo der Islam herrscht, dort gibt es keine Demokratie mehr. Gruss, Kritika.
23.07.18
0:04
Johannes Disch sagt:
"Die Seele Europas ist christlich"-- Was für ein Unfug! Ein Bündnis hat keine "Seele", sondern eine gemeinsame Geschichte und ein Wertefundament. Unsere Wurzeln sind christlich, aber unser modernes Europa ist säkular bzw. laizstisch. Ein Bischof, der uns in diesen Zeiten eine Rückbesinnung auf die "christliche Seele Europas" predigt, hat uns grade noch gefehlt!
23.07.18
0:18
Ute Fabel sagt:
Die Europäische Menschenrechtskonvention oder die Europäische Grundrechtecharta sind die weit bessere Wertefundamente als die Heiligen Schriften der abrahamitischen Religionen. Die viel beschworene Nächstenliebe im Christentum war immer stark verknüpft mit der Bekehrungsbereitschaft zum Christentum im Abtausch. In der bekannten Legende vom Heiligen Georg bringt dieser den König und das Volk zunächst dazu, sich taufen zu lassen. Erst dann war der Heilige Georg bereit den Drachen zu erschlagen und die hilflose Jungfrau zu retten.Der Theologe Hubertus Halbfas weist darauf hin, dass Georg die Königstochter nicht heiratete, da die Taufe das inhaltliche Ziel der Legende ist. Im Markusevangelium 16:16 werden folgende Jesusworte zitiert: "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden." Der Jesus der Bibel hat streng zwischen erlösungswürdigen Rechtgläubigen und den verdammungswürdigen Schlechtgläubigen unterschieden. Im Johannesevangelium 14:6 nimmt Jesus für sich den Besitz der alleinigen Wahrheit für sich in Anspruch: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich."
24.07.18
10:05
Emanuel Schaub sagt:
Herr Disch, vielen dank für Ihren Beitrag und Klarstellung als Christ (was immer das ist..) Mich treibt der Versuch Werte zu verwirklichen -ja die es wert sind ...verwirklicht zu werden . Das bedeutet für mich ,die ich!! als solche in einem "Werte Erlebniss" refühle . Bekanntlich ist Vernunft die Verbindung von Verstand und Gefühl. Wenn ich die religiösen Dispute so anschaue ,bin ich richtig dankbar dass ich so religiös entscheidungs-schwach bin(wem /was auch immer) gruss emanuel
03.08.18
11:57