#KEINPLATZFÜRHASS

Leuchtendes Zeichen gegen Islamfeindlichkeit

Anlässlich des Tages gegen antimuslimischen Rassismus: Mehr als 20 Organisationen setzen ein leuchtendes Zeichen gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit.

30
06
2018
Mit Lichtinstallationen ein Zeichen gegen Islamfeindlichkeit setzen. © CLAIM Berlin
Mit Lichtinstallationen ein Zeichen gegen Islamfeindlichkeit setzen. © CLAIM Berlin

Die neu gegründete Allianz gegen Islam-und Muslimfeindlichkeit, CLAIM, möchte mit einer Lichtinstallation in deutschen Städten ein Zeichen setzen. Grund dafür ist die steigende Islamfeindlichkeit im Land. Erst im Mai wurde einer Frau in Berlin aufgrund islamfeindlicher Motive ins Gesicht geschlagen. Gegen eine Busfahrerin wird derzeit ermittelt, weil sie einer muslimischen Frau den Hitlergruß gezeigt haben soll. Beleidigungen oder Bedrohungen bis hin zu gewalttätigen Angriffen ereignen sich mittlerweile jeden Monat in Deutschland. Die Hemmschwelle für tätliche Übergriffe sinkt. 1.075 Übergriffe auf Muslim*innen und muslimische Einrichtungen wurden 2017 in Deutschland erstmals als explizit „islamfeindlich“ strafrechtlich erfasst – die Dunkelziffer antimuslimischer Hassverbrechen wird von Expert*innen jedoch wesentlich höher, auf das Achtfache, geschätzt.

Tag gegen antimuslimischen Rassismus

Nina Mühe, Projektverantwortliche von CLAIM: „Das Klima und der Ton gegenüber Muslim*innen in diesem Land ist rauer geworden – sei es in Talkshows, auf der politischen Bühne oder in alltäglichen Begegnungen. Offene Islam- und Muslimfeindlichkeit ist Alltag in Deutschland. Die Lichtinstallationen sollen Aufmerksamkeit schaffen für ein trauriges Phänomen, welches den wenigsten Menschen in Deutschland präsent ist.“

Der Tag gegen antimuslimischen Rassismus am 1. Juli wurde vom Rat muslimischer Studierender & Akademiker (RAMSA) 2014 ins Leben gerufen. Am 1. Juli 2009 wurde im Landgericht Dresden die schwangere Pharmazeutin Marwa El-Sherbini aus einem islamfeindlichem Reflex ermordet. Eine Tat, die auch international zur Zäsur dafür wurde und deutlich macht welche Auswirkungen Islamfeindlichkeit haben kann.

Bündnis aus 20 Organisationen

Ein Bündnis aus mehr als 20 Organisationen engagiert sich in diesem Jahr anlässlich dieses Tages und macht so die Islam- und Muslimfeindlichkeit durch Vorträge, Diskussionsveranstaltungen und Aktionen bundesweit in Saarbrücken, Bremen, Berlin, Köln, Stuttgart oder Solingen zum Thema. Darunter sind: Abrahamisches Forum Deutschland, AntiDiskriminierungsBüro Köln, Antidiskriminierungsnetzwerk Berlin des TBB (ADNB des TBB), Aktionsbündnis muslimischer Frauen in Deutschland e.V. (AmF), Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e.V., Breaking Up, FAIR international, Netzwerk gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit (Inssan e.V.), isaar, Junge Islam Konferenz, Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA e.V.), La Red, ADAS/Life e.V., minor, NIR – Netzwerk gegen Islamfeindlichkeit und Rassismus Leipzig, RAHMA, Rat muslimischer Studierender & Akademiker (RAMSA), Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, Mosaik, ufuq.de, Verband binationaler Familien und Partnerschaften, WoW e.V., Zentrum für Europäische und Orientalische Kultur e.V. (ZEOK e.V. ).

Zeynep Çetin, Projektleiterin des Netzwerks gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit betont: „Allein dem Netzwerk gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit, der staatlich geförderten Anlauf- und Antidiskriminierungsberatungsstelle von Inssan e.V., wurden 2016 und 2017 insgesamt 225 antimuslimisch motivierte Diskriminierungsfälle aus Berlin gemeldet. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer weitaus höher anzusetzen ist. Bedrohungen, Benachteiligungen, Beleidigungen und Ausgrenzungen bis hin zu tätlichen Übergriffen gehören zum Alltag vieler Muslim*innen.“ 

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Der Islam ist keine Ethnie, daher kann es auch keinen antimuslimischen Rassismus geben. Leider wird hier zu Propaganda- und Lobbyzwecken der Begriff des Rassismus instrumentalisiert. Es gibt auch keinen antimaoistischen Rassismus. Religiöse und weltanschauliche Überzeugungen unterliegen einem steten Wandel. Das macht den menschlichen Fortschritt aus. In den 80er-Jahren haben in der DDR in der Sowjetunion noch viele felsenfest an den Marxismus-Leninismus geglaubt. Millionen wurde diese Irrlehre aufgezwungen. Das ist heute erfreulicherweise nicht mehr so. Ich wünsche mir, dass es mit dem Islam ähnlich rasant abwärts geht wie mit dem Leninismus und dass es in einigen Jahren keine islamischen Religionsdiktaturen gibt. Der Menschheit würde es besser gehen ohne Islam.
30.06.18
15:41
Johannes Disch sagt:
Dass der Islam keine Ethnie sei und es deshalb keine Islamfeindlichkeit geben könnte, das kommt von Islamgegnern immer wieder wie eine Schallplatte, die hängt, obwohl mehr als einmal erläutert wurde, warum dieser Standpunkt falsch ist. Das zeigt auch, dass Islamfeinde und Islamgegner Tatsachen ignorieren und gar nicht ernsthaft diskutieren wollen. Sie wiederholen einfach ihre Platitüden, Fakten ignorierend. Bei Rassismus geht es weder um "Rassen", noch ausschließlich um Ethnien. Rassismus ist eine in den Sozialwissenschaften längst etablierte Kategorie, Abteilung "Vorurteilsforschung" (siehe beispielsweise die Arbeiten des international angesehensten deutschen Rassismus-Forscher, des Historiker Wolfgang Benz). -- "Rassismus liegt vor, wenn eine Ethnie oder ein historisches Kollektiv auf der Grundlage von Differenzen die sie für erblich und unveränderlich hält, eine andere Gruppe beherrscht, ausschließt oder zu eliminieren versucht", so eine international anerkannte Definition des US-Historikers G.M. Frederickson. Es ist unschwer zu sehen, dass die Strategie von Islamfeinden genau darauf abzielt: "Der Islam" wird monolithisch dargestellt, als nicht reformfähig erklärt, und daraus wird geschlossen, er wäre mit der Demokratie unvereinbar und es wird versucht, die Grundrechte von Muslimen zu beschneiden. So "argumentiert" die AfD und alle anderen Islamfeinde. Genau nach dem Muster, das Fredericksons Definition beschreibt. Es gibt noch andere, aber inhaltlich ähnliche anerkannte Definitionen von Rassismus, beispielsweise die des renommierten Tunesiers Albert Memmi. Einen guten Überblick gibt die Seite "humanrights.ch"
03.07.18
12:30
M.Al-Faruqi sagt:
Zum Rassismus-Begriff: 1. Forscher wie Professor Philip Cohen stellen fest: Rasse ist das Objekt des rassistischen Diskurses, außerhalb dessen sie keine Bedeutung besitzt; sie ist ein ideologisches Konstrukt und keine empirische Gesellschaftskategorie. 2. Im Jahrbuch für Islamophobieforschung ist folgendes zu lesen: “Islamophobie, Islamfeindlichkeit oder antimuslimischer Rassismus bezeichnen im Wesentlichen ein rassistisches Verhältnis, ein Herrschaftsverhältnis, wo es darum geht, dass Minderheiten, die mit weniger Machtressourcen ausgestattet sind, zu den Sündenböcken in einer Gesellschaft gemacht werden, auf die die Probleme der Gesamtgesellschaft projiziert werden.“ Die von Frau Fabel und auch anderen hier in diesem Forum bevorzugte biologistische Rassismus-Definition ist vollkommen veraltet, entspricht nicht mehr dem wissenschaftlichen Stand und ist ein bedauernswerter Versuch, die eigene Ideologie des kulturalistischen Rassismus als rassismusfreie Meinung zu kaschieren.
03.07.18
16:22
Manuel sagt:
Und in islamischen Ländern werden weiter Nicht-Moslems diskriminiert, da gibt es kein Zeichen!
03.07.18
19:19
Johannes Disch sagt:
@Wolfgang Benz: "Die Feinde aus dem Morgenland. Warum die Angst vor Muslimen unsere Demokratie zerstört." (2012, aktualisierte Neuauflage 2017) Hier zeigt Benz auch, weshalb der Ansatz vieler "Islamkritiker" (Abdel-Samad, Necla Kelek, etc.) sehr wohl rassistisch ist.
04.07.18
7:20
Andreas B sagt:
@Manuel Nun leben wir aber in Deutschland und haben unser Grundegesetz. Und wenn es bei uns Diskriminierung gibt, dann müssen wir dagegen Zeichen setzen. Zumindest, wenn wir unsere eigene Verfassung ernst nehmen. Der Verweis darauf, dass es in islamischen Ländern auch Diskriminierung gibtm befreit uns nicht davon, Diskriminierung bei uns zu bekämpfen.
04.07.18
15:59
Andreas B sagt:
Natürlich schreien doe Islamgegner gleich wieder auf, dass der Islam doch keine Rasse sei und es daher keinen antimuslimischen Rassismus geben kann. Das klingt zwar schön plausibel, ist aber dennoch falsch. Es ist genauso unsinnig wie die Behauptung, Araber könnten seine Antisemiten sein, weil sie doch auch zu den Semiten gehören.
04.07.18
16:04
Ute Fabel sagt:
@ Johannes Disch: "Rassismus liegt vor, wenn eine Ethnie oder ein historisches Kollektiv auf der Grundlage von Differenzen die sie für erblich und unveränderlich hält, eine andere Gruppe beherrscht, ausschließt oder zu eliminieren versucht" Moslem zu sein ist ebenso wenig erblich und unabänderlich wie AfD-Wähler zu sein. Jedem steht es frei, nicht länger AfD-Wähler oder Moslem zu sein. Es gibt daher selbst nach dieser Definition weder einen antimuslimischen Rassismus noch einen Anti-AfD-Rassismus. Eine schrumpfende Zahl sowohl von Rechtspopulisten als auch Moslems würde Europa guttun.
04.07.18
18:00
Manuel sagt:
@Andreas B: Und wann gibt es einmal Solidaritätszeichen von unseren Moslems mit unterdrückten Nicht-Moslems in den islamischen Ländern?
07.07.18
14:14
Manuel sagt:
@Andreas B: Eine Frage, gibt es dann Ihrer Meinung nach auch einen "antikatholischen Rassismus"?
07.07.18
14:15
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