Terrorismus

Rechte instrumentalisieren Terror in Münster

In Münster gibt es einen grausamen Terroranschlag und Rechte hetzen sofort gegen Muslime. Zur Enttäuschung der Rechten handelte es sich bei dem Terroristen nicht um einen Muslim. Politiker zeigen sich entrüstet über diese Instrumentalisierung.

08
04
2018
Symbolbild: Münster © by TIJsB auf "http://www.flickr.com", bearbeitet islamiQ
Symbolbild: Münster © by TIJsB auf "http://www.flickr.com", bearbeitet islamiQ

Ein Auto rast in eine Gruppe von Menschen, es gibt Tote und Verletzte – die ersten Nachrichten aus Münster ließen viele Menschen an einen extremistischen Terroranschlag von einem Muslim denken. Nachdem deutlich wurde, dass der Terrorist wohl kein solches Motiv hatte, ist in sozialen Netzwerken ein Streit über die politische Instrumentalisierung des Falls ausgebrochen. 

Enttäuschung über das Motiv

„Jetzt, wo der Täter in Münster offenbar Deutscher war und keinen islamistischen Hintergrund hatte, sind manche von rechts außen geradezu enttäuscht“, twitterte der Grünen-Politiker Cem Özdemir am Wochenende. „Das ist genauso krank wie Islamismus. Man trauert um jedes Opfer, wenn man Mensch ist!“

Für verärgerte Reaktionen hatte unter anderem die AfD-Politikerin Beatrix von Storch gesorgt, die kurz nach der Tat das Merkel-Zitat „Wir schaffen das“ in Großbuchstaben und dazu einen wütenden Emoji twitterte. Am Sonntag schrieb sie: „Ein Nachahmer islamischen Terrors schlägt zu. Und die Verharmlosungs- und Islam-ist-Vielfaltsapologeten jubilieren.“ Das zeige, dass die Gefahr von vermeintlich „islamistischem“ Terror allen bewusst sei. 

Einfach nur mitfühlen!

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion Die Linke, Jan Korte, sagte dazu: „Wer nicht einfach mitfühlen und trauern kann, bei dem stimmt der Kompass der menschlichen Anständigkeit nicht.“ Wer solch eine Tragödie politisch instrumentalisiere sei politisch und moralisch kaputt.

Die Debatte wurde am Wochenende in den sozialen Netzwerken teils erbittert geführt und in den Medien kommentiert. Einige Nutzer warfen beiden Seiten Profilierung auf Kosten der Opfer vor. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte in Münster angesichts der besonnenen Reaktion der Bürger, er wünsche sich, dass „diese besondere Münsteraner Erfahrung einer Friedensstadt“ auch diejenigen erreicht hätte, die „ganz schnell bei Twitter und anderswo wieder das Hetzen begonnen haben.“ Für die Opfer sei die Religion der Täter egal, sie hätten einen Menschen verloren. „Und diesen Respekt sollte man immer im Blick haben.“ (dpa, iQ)

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Leider kann man halt doch auch sagen, daß der o.g. Täter sich islamisch motivierte Terroranschläge wohl zum Vorbild für seine Art des Angriffs genommen hat, Das liegt schon auf der Hand. Unabhängig davon kann ISLAMIQ.DE aufklärerisch gleich über einen neuen, geplanten Anschlag auf den Berliner Halbmarathon berichten, der vorbeugend von der Polizei noch verhindert werden konnte. Die "Welt" berichtet, daß der festgenommene Hauptverdächtige zum Umfeld des Terroristen Amri gehöre und Zuschauer sowie Teilnehmer des Laufs mit extra scharf geschliffenen Messern töten wollte.
08.04.18
16:39
Andreas sagt:
Natürlich kommen die Islamgegner gleich damit, dass es aber doch an anderer Stelle einen (geplanten!) islamistischen Anschlag gab. Das soll dann wohl bedeuten, dass die islamfeindliche Hetze in der Folge des Anschlags in Münster durch einen Nichtmuslim eigentlich doch völlig in Ordnung und gerechtfertigt sei. Ganz so, als müßte man nicht beide Taten getrennt voneinander betrachten. Im übrigen sind in Münster neben den Toten und Verletzten auch die Muslime Opfer, weil ihnen die Tat sofort angehängt wurde und die Hetzer sich hinterher nicht entschuldigen, sondern letztlich bahaupten, dass die Hetze doch irgendwie gerechtfertigt sei.
09.04.18
10:28
Kritika sagt:
L.S. Wie uns die Polizei berichtet, handelte es sich diesmal um einenTrittbrettFahrer. Ohne die vielen islamische Vorbilder, die Autos in der Menge steuerten, um zu töten, und welche zum Markenzeichen des Islam wurden , ist es weniger Wahrscheinlich, dass eine solche diese Tat nachgeahmt wird. Für die Opfer ist es nebensächlich, ob es echte Muslims oder Nachahmer waren. Ob sie es diesmal nun waren oder nicht: Muslims sollten damit aufhören, Autos als Mordwaffe zu verwenden. Kritika.
09.04.18
15:38
Johannes Disch sagt:
@Frederic Voss (08.04.18, 16:39) So so, der deutsche Amokfahrer von Münster hat sich islamistische Terroranschläge zum Vorbild genommen?? Woher haben Sie denn ihre Erkenntnis? Aus dem Kaffeesatz? Oder sagt es Ihnen ihr "gesunder Menschenverstand?" ("Das liegt schon auf der Hand" --Frederic Voss--) Rassistischer-- und auch dümmlicher-- geht es nun wirklich nicht mehr.
09.04.18
16:20
Andreas sagt:
Inzwischen sind die Verdächtigen, die im Zusammenhang mit vermeintlichen Anschlagsplänen auf den Berliner Halbmarathon verhaftet wurden, wieder auf freiem Fuss, weil bei ihnen absolut nichts gefunden wurde, das auf irgendwelche Anschlagspläne hineuten würde. Folglich hat die Polizei auch nichts verhindert. Es wurde lediglich erreicht, dass Muslime einmal mehr in die Ecke des Terrors gestellt werden.
10.04.18
17:50
Johannes Disch sagt:
@Kritika (09.04.18, 15:38) -- "Ohne die vielen islamischen Vorbilder, die Autos in die Menge steuerten, um zu töten, ist es weniger wahrscheinlich, dass eine solche Tat nachgeahmt wird." (Kritika) Auch diese Aussage ist purer Rassismus. Amokfahrer-- und zwar jeglicher Nationalität und Religion-- gab es bereits lange vor Anis Amri.
11.04.18
13:01