Kultusminister

Kein Ausbau des Islamunterrichts in Bayern

Seit vielen Jahren läuft in Bayern ein Modellversuch zum Islamunterricht. Der neue Kultusminister verkündete, dass der Modellversuch nicht weiter ausgeweitet wird. Damit widerspricht er dem Vorhaben seines Vorgängers.

07
04
2018
Unterricht, Schule, Fasten in der Schule
Symbolbild: Unterricht © shutterstock, bearbeitet by iQ.

An Bayerns Schulen wird der  Islamunterricht vorerst nicht ausgebaut. „Diesen Modellversuch werden wir nicht ausweiten“, sagte Kultusminister Bernd Sibler der „Passauer Neuen Presse“ und dem „Donaukurier“ (Samstag). Damit kündigte der CSU-Politiker eine Kurswende bei diesem Thema an – sein Amtsvorgänger Ludwig Spaenle (CSU) hatte sich Anfang des Jahres noch für einen Ausbau des Unterrichts ausgesprochen. Der Modellversuch werde bis Juli 2019 zu Ende geführt und dann evaluiert, kündigte Sibler an. „Dann werden wir sehen, ob zum Beispiel ein verstärkter Ethikunterricht das auch leisten kann.“

Der Versuch für Islamunterricht in deutscher Sprache läuft seit dem Jahr 2009 in Bayern und wird an mehr als 300 Schulen angeboten. Bereits zwei Mal wurde er verlängert. Im vergangenen Schuljahr hatten rund 15 500 Schüler teilgenommen. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband hatte sich zuletzt für Islamunterricht eingesetzt: er beuge Radikalisierung vor. Auch Vertreter islamischer Religionsgemeinschaften setzen sich für den Ausbau des Islamunterrichts in Deutschland ein und berufen sich dabei auf das Religionsverfassungsrecht. 

Wer gestaltet den Religionsunterricht?

Im deutschen Grundgesetz ist es vorgesehen, dass der Religionsunterricht in konfessioneller Gebundenheit unterrichtet werden soll. Er soll also in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt werden. Das bedeutet nicht nur, dass der Unterricht lediglich mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaft übereinstimmen muss, vielmehr sind diese Grundsätze durch die jeweilige Religionsgemeinschaft selbst festzulegen. Da die Behörden des religiös-weltanschaulich neutralen Staates dazu keine Befugnis haben. Da die großen islamischen Religionsgemeinschaften jedoch nach wie vor nicht den rechtlichen Status einer Religionsgemeinschaft haben, weichen viele Bundesländer auf Beiratsmodelle und Modellversuche aus.  (dpa, iQ)

 

 

 

(dpa, iQ)

Leserkommentare

Harousch sagt:
Das war ja unter der Führung des Ministers für Heimatmuseum, wie er es selbst bereits bezeichnete, zu erwarten. Zum Leidwesen der aktiven Akteuere, die sich für die Einführung stark und den Ausbau mit oraganisiert haben. Die Forderung nach einer Reform des Islam, wie die des Katholizismus, welcher zur lutherischen Reformbewegung veranlasste und die Evangelische Konfession hervorbrachte, kann es nicht geben, weil der Islam keine kirchenähnlichen Strukturen kennt, noch braucht er einen Martin Luther. In diesem Sinne ist die Vielfältigkeit innerhalb des Islams erwünscht, was durch die Aussage des Propheten deutlich unterstrichen wird, wenn er sagt: Es werden 72 Gruppierungen nach mir geben und eine davon wird mit meinen Vorstellungen des Islam konform sein. Plausibel erscheint diese Aussage, wenn man sich die Auslöser der Reformation vor die die Augen führt, nämlich die spezifische Situation der katholischen Kirche des 16. Jahrhunderts. Es gab im Islam keinen organisierten Klerus, wie im Christentum, keine Unterdrückung von Philisophie und Naturwissenschaften und keine Ketzerprozesse gegen Rationalisten als auch keine Hexenverbrennungen. Die Muslime haben kein Problem mit dem Begriff der „Reformation“ als andere Religionen und Konfessionen. Da dieser Begriff jedoch eng mit lutherischer Reformationsbewegung assoziiert wird, zieht der Islam des Begriff des „tadschdīd“ vor. Dementsprechend benötigen die Muslime keine Reformation, viel eher eine Erneuerung innerhalb islamischer Bezüge. In Kreisen von Intellektuellen Muslimen ist schon lange die Rede von Aktualisierung kontextuell bedingter Interpretationen ihrer religiösen Quellen und zwar nicht aus dem Grund, weil es von Ihnen gesellschaftlich erwartet wird oder ein enormer gesellschaftlicher Zwang besteht, viel mehr aus der Notwendigkeit der Kompatibilität mit den Gesellschaften in denen Muslime leben, um einen wichtigen Beitrag zum friedvollen Zusammenleben zu leisten. Vorreiter solcher nötiger Erneuerungen ist wieder einmal der Prophet Muhammad ( saw), der eine wichtige Basis für Erneuerungsprozesse, in Form regelmäßig stattfindender Lehrzirkel institutionalisiert hat, um mit Hilfe von Diskussionsrunden den Islam auf die Bedürfnisse der Gegenwart zu prüfen. Hier sind unschwer demokratische Strukturen erkennbar, die einen wesentlichen Beitrag für die Entwicklung heutiger Vorstellung von Demokratie geleistet haben. Insofern beruht jede Einschätzung des Islams als „mittelalterlich“ oder als „demokratieunfähiges System“ auf faschistischen Vorstellungen von Extremisten.
07.04.18
17:02
Johannes Disch sagt:
@Harousch (07.04.18, 17:02) Danke für ihre Ausführungen zum Thema "Islam und Reform." Den Begriff "tadschdid" kannte ich noch nicht, obwohl ich mich schon länger mit dem Thema beschäftige. Man lernt doch immer noch etwas dazu. Zum Thema des Artikels: Das ist schade. Bayern vergibt damit eine Chance.
10.04.18
12:56
Johannes Disch sagt:
@Harousch (Ihr Post vom 07.04.18, 17:02) -- "Es gab im Islam keinen organisierten Klerus, wie im Christentum, keine Unterdrückung von Philosophie..." (Harousch) Bei aller Sympathie für ihre Ausführungen: Hier hätte ich einen kleinen Einspruch! Die Philosophen des "Islamischen Rationalismus" (9.-12. Jhd.)-- Ibn Rushd, Ibn Sina, etc-- waren nicht bei allen beliebt, um es nett zu formulieren. Die islamische Orthodoxie hat den islamischen Rationalismus abgewürgt, was mit ein Grund ist für manche Probleme, die der Islam bis heute hat. Statt der rationalen Philosophen setzten sich Denker wie Ibn Taimiya durch. Einer der geistigen Väter heutiger Islamisten und Djihadisten.
10.04.18
14:30
Prinzessin Rosa sagt:
Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland Danach lasst und alle streben,brüderlich mit Herz und Hand... . Da hat wohl jemand unsere Hymne etwas zu wörtlich genommen (für die langsamen: Deutsche mit Migrationshintergrund) und dafür die sonst so viel gelobte Gleichberechtigung vernachlässigt. Von der Geldverschwendung und logischen Inkonsistenz ganz zu schweigen. Ethik? Gerne! Dann aber für alle und zwar ausschließlich!
12.04.18
2:31
Harousch sagt:
@ Jo Disch (Ihr Post vom 10.04.18, 14:30) Lieber Jo Disch, Ihre Kritik an die Vorstellungen Ibn Taimīya und seiner Praxis der Koranexegese, die geprägt war von wörtlicher Auslegung, ist aus der Sicht der vernunftsbasierten Auseinandersetzung mit koranischen Inhalten nachvollziehbar. Ibn Taimīya ist ein Anhänger hanbalitischer Rechtsschule, die wiederum dieVorstellungen der Athari Schule befolgt, gehört zu den 5% Sunniten der islamischen Welt, wie zum Beispiel auch die Saudi-Araber und salafitische Strömungen, die wiederum keiner Rechtsschule angehören. Wie so oft hat auch Ibn Taimīya, ohne Rücksicht auf Verluste, versucht seine Idee des Islams an den Mann zu bringen, welche dem Qiyās (Analogieschluss in der islamischen Rechtswissenschaft) gegenüber mehr als kritisch entgegenstehtund jede Art von metaphorischer Auslegung ausschließt. Schließlich verlor mit seiner Hilfe Ibn Rusch, einer der Verfechter des „islamischen“ Rationalismus sei Leben. Ich setze islamisch bewusst in Klammern, weil Glaube nicht immer einen gemeinsamen Nenner mit wissenschaftlicher Beweisführung darbietet, sonst würde es nicht Glaube heißen. Genauso Wie in den Naturwissenschaften gibt es auch im Glauben Bereiche ohne eine einleuchtende Beweisführung. Dennoch war die Unterdrückung von Philosophie und Wissenschaften durch den Klerus der katolischen Kirche viel blutrünstiger als im Islam, wie könnte man sich sonst die Diversität der Islamisch Theologischen Landschaft erklären.
15.04.18
19:04
Johannes Disch sagt:
@Harousch (Ihr Post 15.04.18, 19:04) -- "Dennoch war die Unterdrückung von Philosophie und Wissenschaften durch den Klerus der katholischen Kirche viel blutrünstiger als im Islam..." (Harousch) Da gebe ich Ihnen völlig recht.
16.04.18
17:18