Österreich

Integration durch Diskriminierung

Der Skandal um die „Islamkindergartenstudie“ in Österreich schlägt Wellen. Ali Kızılkaya warnt vor einer despotischen Integrationspolitik und dem Vertrauensverlust.

05
07
2017
Österreichs Außen- und Integrationsminister und Auftraggeber der manipulierten Kindergarten-Studie; Sebastian Kurz © by Franz Johann Morgenbesser auf flickr, bearbeitet iQ

Da bestellt man ein Gutachten von dem muslimischen Islamkritiker Ednan Aslan mit einer bestimmten Erwartung, aber es fällt „positiver“ aus als gewünscht. Was tun? Man schreibt sich die „Studie“ zurecht. Der Skandal um die Enthüllungen der sog. Islamkindergartenstudie zeigt so einiges.

Es verdeutlicht, dass der sogenannte „Wissenschaftler“ Aslan, welcher mehr Islamkritiker ist als Wissenschaftler zu sein scheint, offensichtlich kein Problem damit hat, dass sein Gutachten den Erwartungen der populistischen Politik entsprechend nachträglich zurechtgeschrieben wird. Scheinbar will auch er eher seiner Rolle als Islamkritiker gerecht werden als der des Wissenschaftlers.

Dass dies alles für und mit dem Integrationsminister Sebastian Kurz geschieht, ist ebenfalls sehr aufschlussreich, da es erkennen lässt, wie man sich Integrationspolitik vorstellt. Das Verhalten zeigt sehr deutlich, was Österreich unter Integration versteht.

Im Grunde ist das Vorgehen der österreichischen Politik nichts Neues. Auch andere westeuropäische Staaten haben ähnliche Methoden der „Integrationspolitik“: Ob es Frankreich ist, wo der laizistischer Staat seinen eigenen „Islam-Dachverband“ gründet oder Deutschland mit seiner Deutschen Islamkonferenz (DIK), bei der „Islamkritiker“ zu Vertretern der Muslime „ernannt“ werden oder eben Österreich, wo ein „Islamgesetz“ verabschiedet wurde, das eigentlich ein „Muslimknebelungsgesetz“ ist.

Das scheint dem Außen- und Integrationsministerium aber nicht zu reichen. Deshalb schafft es sich über ein „Negativ-Gutachten“ noch mehr Handlungsmöglichkeiten, ob nun im Bereich der „Extremismusprävention“ oder als Repressionsmittel bei zukünftigen Gesprächen.

So eine Studie kann ein wahrer Segen sein. Eine gute Politik ist das aber mitnichten, und schon gar nicht vertrauensfördernd. Das Vorgehen fördert nicht den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern eher die Spaltung der Gesellschaft. Integration durch Diskriminierung kann nicht gutgehen.

Österreich macht damit seine eigenen Werte wertlos. Der gesellschaftliche Zusammenhalt besonders in schwierigen Zeiten muss wichtiger sein als politische Karrieren. Die Werte, auf die man sich gern beruft, müssen mehr Wertschätzung erfahren.

Eine Politik auf dem Rücken der „Schwachen“ ist verwerflich. Ich hoffe, dass man die offensichtlichen Fehler nicht schönredet und schnell aufarbeitet. Denn hier steht das Wertvollste auf dem Spiel: das Vertrauen. Dieses wiederherzustellen ist alle Mühe wert.

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Der im Artikel angesprochene gesellschaftliche Zusammenhalt wird am besten durch Kinderbetreuungseinrichtungen gefördert, in welchen religionsunmündige Kinder nicht nach der Herkunft oder Religion ihrer Eltern ausgesiebt werden.
11.07.17
12:41
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel Die deutsche Verfassung gesteht Eltern das Erziehungsrecht zu. Das schließt auch religiöse Erziehung mit ein. Deshalb sind konfessionelle Kindergärten verfassungskonform und legitim und der Staat darf sie fördern. Das ist in Österreich nicht anders. Religion ist ein Kulturgut der Menschheit. Das kann bzw. sollte man Kindern unbedingt vermitteln. Täte man das nicht, dann würde man ein elementares Element der menschlichen Geschichte weglassen. Religiöse Erziehung/Vermittlung religiösen Wissens für Kinder hat auch nicht zwangsläufig etwas mit Indoktrination zu tun. Man kann jedes Thema kindgerecht vermitteln. Auch Religion. Bei Muslimen ist im Moment bei Kindern sehr beliebt: "Mohammeds Reise." Aber auch christliche Verlage geben Kinderbücher über den Islam heraus bzw. vertreiben diese: "Der Islam, den Kindern erklärt." Kinder werden in ihrem Leben automatisch mit Kindern anderen religiösen Glaubens konfrontiert,. Sie begegnen ihnen automatisch. Und dann ist es gut, wenn sie etwas über Religion wissen und sich mit Gleichaltrigen darüber austauschen können: Über ihre eigene Religion und über die Religion ihrer Freunde und Freundinnen.
12.07.17
19:07
Manuel sagt:
@Andreas: Genau, jetzt ist wiedermal der böse Westen schuld, weil die Islamische Welt offenbar nicht fähig ist in der Moderne anzukommen. Es gibt derzeit keine Region oder Kultur auf unserer Welt, die so gezielt den Rückschritt ins Mittelalter praktiziert, aber diese Tatsache ignorieren Sie ja bei jeden Gelegenheit.
12.07.17
19:11
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