Erzbischof

„Gleichgültige Christen können von Muslimen lernen“

Berliner Erzbischof Heiner Koch lobt den starken Glauben von Muslimen und kritisiert bei seinem Besuch in Polen die Anfeindungen gegen muslimische Schüler aus Berlin während einer Studienreise.

29
06
2017
Kirche: Das Gotteshaus der Christen
Kirche © by Bill Damon auf Flickr (CC BY-SA 2.0), bearbeitet islamiQ

Bei einem Besuch in Polen hat der Berliner Erzbischof Heiner Koch die Glaubenstreue von Muslimen gewürdigt. „Von ihnen können gleichgültige Christen vieles lernen“, sagte er am Donnerstag bei einem Gottesdienst im Dom von Poznan (Posen). „Es ist manchmal schon beeindruckend zu sehen, wie ernst viele von ihnen Gott in ihrem Leben nehmen.“

Nach Medienberichten wurden Kopftuch tragende muslimische Schülerinnen aus Berlin in der vergangenen Woche auf einer Klassenfahrt in Warschau, Lodz, Lublin und Krakau offenbar wegen ihrer Religion mehrfach attackiert. Die Vorfälle wurden auch in den polnischen Medien kritisch kommentiert.

Im stark katholisch geprägten Nachbarland warb Koch um Verständnis für die Lage der Kirchen in den neuen Bundesländern. Die meisten Ostdeutschen gehörten Familien an, „die seit vielen Generationen keine Berührung mit dem christlichen Glauben mehr hatten“, betonte der Erzbischof. „Gerade in Zeiten der DDR ist der Glaube des Atheismus den Menschen massiv eingehämmert worden und erschien den meisten als alternativlose wissenschaftliche Erkenntnis.“ Koch äußerte sich „zutiefst beeindruckt“ von den Christen in der DDR, „obwohl sie wegen ihres Glaubens Anfeindungen und Nachteile in Kauf nehmen mussten“.

Koch hob auch den Beitrag des polnischstämmigen Papstes Johannes Paul II. zum Ende der Spaltung von Ost und West hervor. Er erinnerte an dessen Gang durch das Brandenburger Tor zusammen mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl 1996. Johannes Paul II. habe das Tor nicht nur als Symbol der Einheit Deutschlands, sondern auch der Einheit Europas und Symbol der Freiheit verstanden. Dabei könnten die Christen nach den Worten des Papstes einen „unentbehrlichen Beitrag“ leisten. Diesem Auftrag müssten sie sich in Polen und Deutschland „heute neu stellen“, so Koch. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Kritika sagt:
L.S. Priester gleich welcher Religion, sind selbstverständlich ebenso gegen "ReligionsFrei" wie die Frösche gegen die Trockenlegung des Sumpfes sind. Sie sind Gefangene ihrer Religion, die ihr Arbeitgeber ist. Ihrer Opinion ist beruflich vorbelastet, ist nicht objectiv, daher wertlos. Erzbischof Heiner Koch sagt: "Gerade in Zeiten der DDR ist der Glaube des Atheismus den Menschen massiv eingehämmert worden und erschien den meisten als alternativlose wissenschaftliche Erkenntnis." --------- Kritika sagt: Es gibt kein "Glaube des Atheismus". Wenn man etwas für Wahr hält, zB dass die Cholera auf mangelnde Hygie beruht (und nicht eine Strafe Gottes ist) oder dass Sunamies von PlattenVerschiebungen herrühren (und nicht eine Strafe Gottes oder Allahs sind) dann, weil beweisbare Gründe dafür sprechen. Wenn keine annehmbare Gründe für die Existenz von Götter sprechen, glaubt man nicht an Atheismus sondern hält die Existenz von Götter ebenso wahrscheinlich wie die von weissen unsichtbaren Elefanten. Religionsfrei zu sein bedeutet, niemand kann deine Gedanken lesen, du brauchst keine Zeit zu vergeuden, für Kulthandlungen, Kirche/Moschee Besuch, dich nicht mit "Sünden" und deren Vergebung herumzuschlagen, (niemand ist für dich am Kreuz gestorben) nicht dein Gehirn zu plagen mit "wie konnte Gott diesen Kindermord zulassen" Allerdings wirst du auch nicht der Ilusion teilhaftig, du könntest Verstorbene im 'hereafter' wiedersehen. Auf dem "Placebo Religion" verzichtest du wissend, dass Placebos unechte ScheinWirkungen sind. Falls auch nur die Araber heute religionsfrei würden, wäre der Effekt des Friedens und das Ende der Todesgefahr für milionen von Menschen jetzt und auf Erden sicher. Das sollte weit wichtiger sein als das durch nichts glaubhaft gemachtes Märchen vom sorglosem Leben im Himmel Gruss, Kritika
30.06.17
0:40
Ute Fabel sagt:
Meiner Meinung nach ist es genau umgekehrt. Dogmatisch eingestellte Muslime können sich von den vielen Taufscheinchristen etwas abschauen, die die Religion nicht mehr so tierisch ernst nehmen, in welche sie meist zufällig hineingeboren wurden und die sich in Wahrheit gar nicht selbst ausgesucht haben. Ich halte kritisches Hinterfragen von Traditionen und selbständiges Weiterdenken für eine viel größere Tugend als blindes Glauben,ohne auch nur den leisesten Zweifel zu haben.
30.06.17
12:37