Ramadan 2017

Debatte über Fasten in der Schule

Am Samstag beginnt der Fastenmonat Ramadan. Was heißt das für Schüler – und was für die Schule? Über das Fasten in der Schule gibt es unterschiedliche Auffassungen. Islamische Religionsgemeinschaften empfehlen es.

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2017
Symbolbild: Schule © by EnergieAgentur.NRW auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Anlässlich des Ramadans empfiehlt der Islamrat das Fasten auch für jugendliche Muslime an Schulen. Das Gebot des Fastens sei für alle gesunden Muslime bindend, die in die Pubertät eingetreten sind, heißt es in der Broschüre, die vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. Jugendliche würden nach islamischem Recht als mündig im religiösen Sinne angesehen. Vom Fastengebot ausgenommen seien nur Reisende, Kranke und Schwangere. Wer schwer körperlich arbeiten müsse, könne das Fasten aussetzen und es später nachholen. Im Einzelfall liege die Entscheidung im Ermessen des Betroffenen selbst, so das Fazit der Fasten-Broschüre.

Was aber, wenn schon Grundschüler anfangen, den Tag über auf die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit zu verzichten? Oder wenn Gymnasiasten bei sommerlichen Temperaturen entkräftet zu ihren Klausuren erscheinen? Es könne sinnvoll sein, „auch jüngere Schüler an das Fasten heranzuführen, indem beispielsweise für einen bestimmten Zeitraum des Tages gefastet wird“, sagt Kesici. Und wenn ältere Schüler darauf achteten, nach Sonnenuntergang im Rahmen des gemeinsamen Abendessens „Iftar“ genügend zu essen und zu trinken, „sollte es keine Probleme geben“.

Ausnahmen für das Fasten in der Schule

Die Broschüre des Islamrats nennt Ausnahmen vom Fasten nur für Klassenfahrten und ähnliche Reisen. Für den Sportunterricht appelliert der Islamrat an die Verantwortlichen, Kompromisslösungen zu finden. Einerseits sollten die fastenden Schüler nicht benachteiligt, andererseits der Sportunterricht nicht vernachlässigt werden, heißt es in dem Schreiben.

„Ausdruck gelebter Religiosität“

Der DITIB-Generalsekretär Bekir Alboğa nannte die Teilnahme Jugendlicher am Fasten einen „Ausdruck gelebter Religiosität“. Deswegen solle man auch Kinder unter 14 Jahren, die das Fastengebot einhalten wollten, nicht demotivieren. „Das Hauptaugenmerk liegt bei der Pflicht zum Fasten immer darauf, dass keine gesundheitlichen Schäden und Beeinträchtigungen entstehen.“

Unterdessen mahnten Lehrerverbände muslimische Schüler und ihre Eltern zu einem maßvollen Umgang mit dem Fastengebot. „Wir respektieren die Ausübung religiöser Vorschriften“, sagte der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. „Es ist aber eine Grenze überschritten, wenn die Gesundheit der Kinder und der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule leiden.“ (KNA, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Islamische Religionsgemeinschaften empfehlen das Fasten, ich rate gerade Kindern und Jugendlichen, die in eine islamische Familie hineingeboren wurden dringend an, die Sinnhaftigkeit dieses - wie ich meine hohlen - Rituals gründlich zu hinterfragen. Traditionspflege nur um der Traditionspflege willen halte ich für völlig falsch. Die gesellschaftliche Sinnhaftigkeit sollte immer aufs Neue abgeklopft werden. Ein junger syrischer Flüchtling, den ich in Wien betreue, wird dieses Jahr erstmals im Ramadan nicht fasten, obwohl er von seinen sunnitischen Eltern massiv unter Druck gesetzt wird sich diesem mittelalterlichen Dogma kritiklos zu fügen. Er möchte lieber seine Kräfte für die ehrenamtliche Beratung andere Flüchtlinge nützen, die noch nicht so gut integriert sind, anstatt sich seine vorhandenen großen Energien durch solche sozial unproduktiven Fastenrituale zu rauben. Eine mündige Entscheidung, der ich vollen Respekt zolle!
24.05.17
12:14
Sibel Barth sagt:
Im Artikel heißt es, dass die Entscheidung im Einzelfall in dem Ermessen des Betroffenen selbst liegt. So glaube ich das der Junge Flüchtling das für sich entscheiden kann und auch in religiöser Hinsicht dieses darf. Obwohl ich meine Religion, in meinem Fall ist es der Islam, nicht aus Traditionspflege ausführe, auslebe oder ausübe, kann ich nur empfehlen an der Religion festzuhalten. Meine Kinder (keine pubertierenden) die gerne fasten wollen, sagen nach jeder Mahlzeit: "So und jetzt faste ich bis zum Abendbrot/Mittagessen". Ich wünsche allen einen gesegnete Ramadan auch denen die nicht fasten.
24.05.17
15:10
Fatih Pusmaz sagt:
Sehr geehrte Frau Fabel, das Fasten ist kein Ritual, sondern ein Pflicht-Gottesdienst. Es ist nur zu dieser besonderen Zeit als Pflicht bestimmt und muss von jedem Muslim verrichtet, außer man ist Schwanger, Krank usw. Eine religiöse Pflicht als hohl zu bezeichnen ist meines Erachtens respektlos. Unser Syrischer Freund würde auch während des Fastens den anderen Flüchtlingen helfen können. Seinen normalen Alltag kann man auch während der Fastenzeit bewältigen, da man vor der Morgendämmerung Nahrung und Wasser zu sich nimmt. Wir Muslime fasten um das Wohlgefallen Allahs zu erlangen. Wenn unser Syrischer Freund fastet und dabei noch anderen Menschen hilft, ist das ein großer Gottesdienst und Allah wird ihm sicher bei seinem Fasten helfen. Es wär super wenn er das Fasten nicht weglässt. Mit freundlichen Grüßen
24.05.17
20:52
Yilmaz Günaçar sagt:
Ute Fabel! ist das Ziel die Flüchtlinge zu helfen oder von ihre Glauben fernzuhalten. Fasten ist keine tradition. Sondern eine Religiöse Pflicht. Sie als nicht Muslim müssen nicht fasten. Ich faste auch und auch in Schwirige Zeiten und ich bin auch froh das ich gefastet habe. Das stärkt meine Glauben und ich verstehe die Armen Menschen was die alles durchmachen. Nur die Religionsfreiheit ist wohl in Gesetzen aber nicht in Köpfen angekommen.
24.05.17
22:18
Martina Yaman sagt:
Frau Ute Fabel, ich finde es im höchsten Maße übergriffig, gerade Kindern und Jugendlichen zu "raten", sich in so einem essentiellen Pfeiler des muslimischen Glaubens gegen ihre eigene Familie zu stellen. Ich denke Ihnen ist die Tragweite ihres Ratschlags gar nicht bewusst. Das Fasten sieht nur derjenigen als hohles Ritual oder sinnlose Traditionspflege an, wer den Sinn des Fastenmonats nicht erfassen kann (oder will) Es geht hier nicht um Hunger und Durst, sondern um Enthaltsamkeit, Askese, Mitleiden mit den Menschen, die unfreiwillig nichts zu essen und zu trinken haben. Wenn Sie glauben, dass das Fasten nur daraus besteht, für ein paar Stunden nichts zu essen und zu trinken, haben Sie leider nicht die leiseste Ahnung. Es geht nämlich um viel mehr und Sie berauben durch Ihre Beeinflussung dem jungen Mann eines Trostes, den SIE niemals ersetzen können (Falls es diese Story so überhaupt gibt) Was sie tun, wäre dasselbe wie einem jungen Christen die Vorweihnachts/Adventszeit und Weihnachten ausreden zu wollen. Übrigens gibt es während des Ramazans weitaus mehr soziale Projekte, die mit Herz UND Verstand von Fastenden durchgeführt werden, als Sie sich es je vorstellen können. Ich kenne sehr viele Muslime, die während der 30 Tage neben ihrem ganz normalen Tages- und Arbeitsablauf noch für Arme Menschen kochen, Spenden sammeln, Alte und Kranke besuchen und mit der Familie viel gemeinsame Zeit verbringen - und dabei noch fröhlicher, ausgeglichener und zufriedener sind als in den anderen 11 Monaten des Jahres.
25.05.17
16:35
Ute Fabel sagt:
@Fatih Pusmaz: Es stimmt, dass ich vor dem islamischen Fasten im Ramadan genauso wenig Respekt habe wie vor stundenlangem katholischen Rosenkranzbeten. Man kann sich durch derartige intensive religiöse Pflichterfüllung vielleicht selbst fromm fühlen, die Welt verbessern kann man dadurch nicht. Religiöse Dogmen sind nicht in Stein gemeißelt sondern abänderbar. Christliche Flagellanten haben sich im Spätmittelalter öffentlich selbst ausgepeitscht, weil sie geglaubt haben, dass sie Gott damit gnädig stimmen und von der Pest verschont bleiben. Besiegt wurde die Pest nicht durch Glauben sondern durch Forschung. @Yilmaz Günacar: Ich betreue einen anderen syrischen Flüchtling, der mir erzählt hat er sei schon seit seinem 13. Lebensjahr Atheist. Im Ramadan wird er aufgrund des sozialen Drucks aus seiner sunnitischen Großfamilie brav fasten. Finden Sie das besser? Der Koran schreibt ja Übles über diejenigen die vom islamischen Glauben abfallen. Kein Wunder, dass die negative Religionsfreiheit in der islamischen Community von heute meist auch nicht besonders hoch im Kurs steht.
25.05.17
18:11
Grege sagt:
@ Günacar ich hoffe sie argumentieren auch so leidenschaftlich für die Religionsfreiheit, wenn Muslime in islamisch geprägten Ländern nichtmuslimische Minderheiten unterdrücken. Leider habe ich bei den muslimischen Verbandstreter diese Eigenschaft bisher nicht feststelllen können.
25.05.17
21:26
S. Begel sagt:
@ Yilmaz Günacar: Ich stimme Ihnen zu, dass der Kommentar eingangs beleidigend und unangemessen ist. Aber ansonsten wundere ich mich ein bisschen … Auch wir Christen fasten (und zwar wirklich, nicht nur tagsüber)! Wussten Sie wohl nicht. Wieso verstehen Sie die armen Menschen, wenn Sie sich nachts den Bauch vollschlagen?? Erwiesenermaßen nehmen die meisten Muslime im Ramadan sogar Gewicht zu! Im Übrigen würde es den Kindern/Jugendlichen heutzutage viel mehr helfen, mal für vier Wochen auf ihr Handy oder auf Süßigkeiten zu verzichten - eine christliche Fastenvariante zum Essensverzicht. Ich verstehe nicht, warum muslimische Eltern so wenig Rücksicht auf die Gesundheit ihrer Kinder nehmen.
26.05.17
18:22
Bea MCL sagt:
Meiner Meinung nach kann jeder fasten oder es auch lassen, Das ist schlicht und einfach Privatsache. Wenn jedoch der Schulunterricht oder die Arbeitszeit dadurch beeintraechtigt werden, dann ist das keinesfalls in Ordnung.
26.05.17
21:45
Kritika sagt:
L.S. Yilmaz Günaçar fragt: "ist das Ziel die Flüchtlinge zu helfen oder von ihre Glauben fernzuhalten." Vielleicht kann man Flüchtlinge dadurch helfen, indem man ihnen auf die Widersprüche ihrer Religion hinweist und darauf, dass es gute Gründe gibt, viele Koranische Befehle (unter vielen die über das Ermorden Ungläubiger, Schächten, die übertriebene Beterei, über das Fasten, der Adam-und-Eva-Myte) als Fehlentwicklung nicht ganz so ernst zu nehmen. Das könnte dazu beitragen, dass der Islam auf lange Sicht zu einer friedlichen Religion würde; so, wie die beiden anderen Religionen 'des Buches' heute zu friedliche Religionen geworden sind, von denen keine TerrorGefahr ausgeht. Wenn die FremdenHelfer zur Relativierung von IslamDogmen beitragen, so tragen sie zu einer friedlicheren Welt bei. Gruss, Kritika
27.05.17
23:39
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