Österreich

Van der Bellen zum Kopftuch

Die Forderung des österreichischen Bundespräsidenten Van der Bellen, Frauen sollten bei steigender Islamophobie alle aus Solidarität ein Kopftuch tragen, löste eine kontroverse Debatte aus.

26
04
2017
Der neue Bundespräsident Österreichs, Alexander Van der Bellen. © https://www.vanderbellen.at

Der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen sorgt mit einer Aussage zum Kopftuch für Schlagzeilen. Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung mit Schülern im Haus der Europäischen Union in Wien sagte er: „“Es ist das Recht der Frau – tragen Männer auch Kopftücher? – sich zu kleiden, wie auch immer sie möchte. Das ist meine Meinung dazu. Im Übrigen nicht nur muslimische Frauen. Jede Frau kann ein Kopftuch tragen. Und wenn das so weitergeht – und damit bin ich schon bei der nächsten Frage – bei der tatsächlich um sich greifenden Islamophobie wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen. Alle, als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun.“

Anlässlich seines hunderttägigen Jubiläums als Bundespräsident strahlte der Österreichische Rundfunk (ORF) einen ausführlichen Beitrag aus, indem auch ein Ausschnitt aud dieser Diskussionsveranstaltung gezeigt wurde. Während einige die Solidaritätsforderung des Präsidenten unterstützen kritisieren andere diese Forderung aufs Schärfste.

Politische Oppositionelle, allern voran die FPÖ, zeigen sich empört über die Aussage des Bundespräsidenten. „“Es hat nicht lange gedauert, bis der „Unabhängigste aller Unabhängigen“ seine Maske fallen hat lassen und seine wahre Gesinnung zeigt. Das ist ein integrationspolitischer Amoklauf. Der Bundespräsident hat mit dieser Aussage das zarte Pflänzchen des Widerstandes gegen die Islamisierung des Landes, das nach dem Erdogan-Votum im rot-schwarzen Garten zu keimen begonnen hat, rüde zertreten“, so FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickel gegenüber der Zeitung „Salzburger Nachrichten“.

Leserkommentare

Manuel sagt:
Ein BP sollte sich in religiösen Fragen etwas zurückhalten, wenn er der BP von allen sein will!
26.04.17
17:44
Ute Fabel sagt:
Ich schätze Van der Bellen grundsätzlich sehr. Da ist ihm aber wirklich ein arger Fehltritt passiert! Wenn er schon eine derart fragwürdige Solidaritätsaktion andenkt, warum ruft er nicht auch Männer auf, nötigenfalls aus Solidarität ein Kopftuch zu tragen? In Iran gab es kürzlich eine solche sehr gelungene Aktion aus Protest gegen den Kopftuchzwang für Frauen in dieser Religionsdiktatur. Männer mit Kopftuch haben sich neben Frauen ohne Kopftuch gestellt und die Fotos in den sozialen Netzwerken im Internet verbreitet. Bilder sagen manchmal mehr als tausend Worte!
26.04.17
18:16
Andreas sagt:
Der Mann hat Recht! Kopftuchverbote schützen nämlich keineswegs Frauenrechte, sondern beschneiden sie. Das sollte Anlass für alle Frauen sein, sich mit muslimuschen Frauen zu solidarisieren.
26.04.17
22:11
Johannes Disch sagt:
Nun, sicher ungewöhnlich für einen BP. Aber er hat in einem fremden-und islamfeindlichen Umfeld endlich mal ein versöhnliches Zeichen gesetzt.
28.04.17
3:53
Doreen sagt:
Ich finde auch, dass der Präsident Recht hat. Solidarität ist das beste Mittel gegen Ausgrenzung und Islamophobie. Meines Wissens gibt es in Kanada eine Professorin, die aus diesem Grunde solidarisch ein Kopftuch trägt ohne Muslima zu sein. Ein starkes Zeichen!
28.04.17
10:24
Ute Fabel sagt:
In einer pluralistischen Demokratie ist es grundsätzlich zulässig und sogar schutzwürdig jeder Religion oder Weltanschauung auch ganz pauschal ablehnend eingestellt zu sein. Das gilt für politische Parteien von der Linkspartei bis zur AfD genauso wie für Religionen von Scientology, die Mormonen, den Hinduismus und den Islam. Warum sollte dann gerade der Islam und das Kopftuch auf ein Podest gehoben werden, auf das alle respektvoll emporblicken? Der Bürgerrechtler Wolf Biermann bezeichnete in seiner Rede im Jahr 2014 die Abgeordneten der Linkspartei ganz pauschal als „der elende Rest dessen, was zum Glück überwunden wurde". Ich würde es sogar sehr begrüßen, wenn Vertreter der bürgerlich-liberalen Mitte und der politischen Linken mehr Mut aufbrächten, mit Dogmen des Islams härter ins Gericht zu gehen als sich immer nur anzubiedern.
28.04.17
12:32
Manuel sagt:
Interessant wie hier von angeblichen Liberalen/Linken mittelalterliche Dogmen verteidigt werden!
29.04.17
15:21
Kritika sagt:
L.S. Ein Präsident, der sich sogar bei den Muslims anbiedert, weil er sich dafür bei der nächsten Wahl mehr MuslimStimmen erhofft. Frei nach "pekunia non olet": Stimmen stinken nicht. Gruss, Kritika
30.04.17
1:00
Enail sagt:
Es kann nicht sein, dass man etwas unterstützt, zu dem Frauen in vielen muslimischen Ländern gezwungen werden und bei Unterlassung der Bedeckung vom Staat, von der Gesellschaft und der Familie bestraft werden. Nein, ich erkläre mich nicht solidarisch mit einem Stück Stoff, das vielen Frauen aufgezwungen wird. Wie wäre es mal anders herum. Frauen in nicht muslimischen Ländern entledigen sich der Kopftücher und beweisen damit den islamischen Ländern, dass man auch ohne Kopftuch ein sinnvolles, zufriedenes Leben führen kann. Europa übt anscheinend eine magische Anziehung an Muslime aus. Warum? Weil wir auch ohne Islam, oder gerade deswegen zu dem geworden, was wir sind. Demokratische Länder! Das schaffen islamische Länder nicht. Unter den vielen islamischen Ländern ist nicht ein demokratisches Land dabei. Darum versucht nicht eure Kultur bei uns einzubürgern, es würde nur Rückschritt bedeuten, hauptsächlich für die Frauen. Die Verkleidung ist der Kultur geschuldet und nicht der Religion. Es steht nicht im Koran, dass ihr euch bedecken müsst. Nein, ich erkläre mich nicht mit der Unterdrückung der Frauen durch Männer solidarisch. Ich bin ein selbstständig denkender Mensch und lass mir keine Vorschriften von einer Religion machen, die ein Mann samt seinen Nachteilen für die Frauen erfunden hat.
01.05.17
1:18
Enail sagt:
Dieser Aufruf ist nicht ungewöhnlich für einen BP, es ist typisch Grüner Nonsens. Diesen findet man grenzüberschreitend. Will man jetzt auch in Europa anfangen die Frauen zu gängeln. Das ist nicht Solidarität, das ist Unterdrückung. Warum setzt man sich nicht dafür ein, dass in islamischen Ländern Frauen nicht mehr gezwungen werden, sich entsprechend den Vorschriften von Männern zu kleiden? Aber anscheinend steht man eher dahinter,denn insgeheim befürwortet man den Zwang in islamischen Ländern, und möchte diesen auch in Europa verbreiten. Na Danke!
01.05.17
1:25
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