Berlin

Weltoffenheit täglich erkämpfen

Manche Berliner Juden werden angefeindet, weil sie eine Kippa tragen. Muslimische Frauen bekommen Pöbeleien zu hören, wenn sie mit Kopftuch unterwegs sind. Der Bürgermeister stellte sich den Sorgen.

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03
2015
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Berlins regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat bei Besuchen in einer Synagoge und einer Moschee für Toleranz und ein friedliches Miteinander der Religionen geworben. “Die Weltoffenheit ist in unserer Stadt eine Selbstverständlichkeit, die trotzdem jeden Tag neu erkämpft werden muss“, sagte Müller am Freitag. “Das ist ein hohes Gut, das es zu verteidigen gilt.“ Begleitet wurde Müller anlässlich der Woche gegen Rassismus vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh.

Sowohl Vertreter der Synagoge am Kreuzberger Fraenkelufer als auch Mitglieder der Sehitlik-Moschee in Neukölln berichteten Müller und Saleh über Projekte zur Förderung von Toleranz und Verständnis. Thema waren aber auch rassistische und fremdenfeindliche Anfeindungen, denen Juden und Muslime ausgesetzt sind. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin, Gideon Joffe, sagte, manche Orte in Berlin sollte man als Jude lieber nicht besuchen.

Staatsvertrag mit Muslimen in Planung

Müller und Saleh betonten, wie wichtig die Begegnung zwischen den Menschen sei. Dass Synagogen und Moscheen inzwischen gemeinsame Veranstaltungen hätten und intensiven Kontakt zu ihren Nachbarkiezen pflegten, sei ein gutes Zeichen. Müller lobte den “interreligiösen Dialog“ und forderte besonders die jungen Gläubigen zum gegenseitigen Gespräch auf.

Der geplante Staatsvertrag mit den Moscheevereinen sei derzeit noch in der Planung, sagte Müller. In der nächsten Legislaturperiode könne er abgeschlossen werden. Die muslimischen Verbände und Moscheevereine müssten aber konkrete Ansprechpartner für die Gespräche mit dem Senat benennen. Im Islam gibt es keine klassische Kirchenorganisation, die alle Gläubigen vertritt.

Saleh sagte in der Synagoge nach einem Gespräch mit jungen israelischen, amerikanischen und deutschen Juden: “Was gibt es für ein schöneres Kompliment für Berlin, als wenn es Juden aus aller Welt hier hinzieht. Berlin ist nicht nur eure Heimat, sondern sollte auch die Heimat eurer Kinder und Enkel sein.“ (dpa)