Religionsfreiheit

Kopftuchverbot: UN-Experte Bielefeldt rügt Verbotsgesetze in Deutschland

Heiner Bielefeldt hat die gesetzlichen Kopftuchverbote in mehreren Bundesländern scharf kritisiert. Eine ganze Generation von jüngeren Musliminnen per Gesetz vom Schuldienst fernzuhalten sei „fatal“. In Deutschland fehle es an „Respekt vor den religiösen Orientierungen anderer.“

20
11
2014

Der UN-Sonderberichterstatter für die Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Heiner Bielefeldt, übt Kritik an den per Gesetz erlassenen Kopftuchverboten einzelner deutscher Bundesländer. Die Vorschriften, nach denen muslimischen Frauen – etwa in Baden-Württemberg – der Zugang zum staatlichen Schuldienst zum Teil verweigert wird, ließen sich „langfristig nicht halten“, sagte Bielefeldt im Interview der Stuttgarter Zeitung (Donnerstag). Das Zeigen christlicher Symbole im Unterricht bleibe dagegen unbeanstandet. „Eine ganze Generation von jüngeren Muslima auf diese Weise aus dem Schuldienst fernzuhalten, ist fatal.“

Bielefeldt zeigte sich besorgt über das gesellschaftliche Klima in Deutschland. Mit Blick auf die Religionsfreiheit drohe das „Fundament einer ansonsten relativ gut entwickelten Rechtsprechung wegzubrechen“. Das Verständnis für den Glauben schwinde. Es fehle zum Teil an „Respekt vor den religiösen Orientierungen anderer“ und „an der Anerkennung, dass der Glaube identitätsbildend“ sein könne.

Der Erlanger Theologe warnte zudem davor, den Islam pauschal als gewaltfördernd einzustufen. Beim Kampf von Extremisten wie dem Islamischen Staat (IS) gehe es nicht einfach um einen Religionskrieg. Vielmehr sei eine wesentliche Ursache für den Terror die Tatsache, dass öffentliche Institutionen das Vertrauen der Menschen in der Region verspielt hätten. In der Folge sei ein Klima politischer Hysterie entstanden, so der UN-Experte. (KNA)

Leserkommentare

Bernd sagt:
Ich finde zwar, dass es Mist ist, dass muslimische Mädchen teilweise mit der Behauptung erzogen werden, dass eine anständige Frau und gute Muslima sich zu verhüllen habe, also mindestens ein Kopftuch tragen muß, weil das nicht wirklich dazu führt, dass sie sich frei für oder gegen das Kopftuch entscheiden kann, allerdings bringen Kopftuchverbote dabei gar nichts. Die ewige Diskussion darum, ob eine Frau nun ein Kopftuch tragen darf oder nicht, wird durch ihre dauernde Fortsetzung auch nicht spannender. Politker sollten sich andere Felder suchen, um sich zu profilieren. Und Sarrazin, Buschkowsky und Konsorten sollten einfach ignoriert werden.
20.11.14
15:38
Wolf D. Ahmed Aries, Hannover sagt:
Wann immer ich diese Auffassungen in Diskussionen vertrat, stieß ich auf deutlichen Widerstand; zugleich wurde mir entgegengehalten, als Muslim könne ich wohl nicht anders. Trotztdem studieren in Bielefeld zahlreiche Muslima mit Kopftuch, die mir sagen, daß sie das Studium für wichtiger halten als die Aussicht auf berufliche Diskrimination. Nut, was tut unsere Gesellschaft mit den verdrängten gebildeten Frauen?
21.11.14
9:01
Malte sagt:
Kopftuchvervote müssen endlich fallen, da es letzlich den Nicht-Muslimen doch vollkommen egal sein kann, ob Muslimas ein Kopftuch tragen oder nicht.
21.11.14
10:08
Charley sagt:
Nachdem ich in mancherlei Diskussionen hier zum Kopftuch gelernt habe, dass das Kopftuch hilft bei dass das Kopftuch hilft beim Punkten für die Eintrittskarte zum Paradies Paradies, oder auch nicht, und dass es wichtig ist für eine Muslima ein Kopftuch zu tragen, oder auch nicht, .... halte ich es für ein Folklorethema, welches sich vor allem dadurch auszeichnet, dass (!) so veil Gedöns darum gemacht wird. Wieviel "Tiefgang" hat eine Religion, die ständig jammert "ach, wir dürfen nicht wir selber sein, weil wir kein Kopftuch tragen dürfen"?
02.01.16
9:04