Bild am Sonntag

Presserat rügt islamfeindlichen Kommentar von Nicolaus Fest

Schlappe für die BILD-Redaktion. Der Presserat hat den islamfeindlichen Kommentar des stellvertretenden Chefredakteurs Nicolaus Fest öffentlich gerügt – eine der höchsten Strafen, die es für Medien gibt. Der Kommentar sei pauschalisierend und diskriminierend gewesen, urteilte der Presserat.

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2014

Am 27. Juli 2014 hat stellvertretende Chefredakteur Nicolaus Fest in seinem Kommentar „Islam als Integrationshindernis“ in der BILD am Sonntag Muslime und den Islam pauschalisierend beleidigt. Der Kommentar führte zu einem breiten gesellschaftlichen Sturm der Entrüstung. Die Chefredakteure von BILD und BILD am Sonntag distanzierten sich nach der harschen Kritik von ihrem Stellvertreter, schlossen jedoch personelle Konsequenzen aus.

Jetzt hat der Presserat über den Kommentar von Fest, für den es allein 215 einzelne Beschwerden gab, entschieden, und der BILD am Sonntag eine öffentliche Rüge ausgesprochen. Der Fest-Kommentar enthalte pauschalisierende Aussagen über das Verhalten von Muslimen im Allgemeinen und entfalte eine diskriminierende Wirkung. Der Kommentar verletze nicht nur die Ziffer 12 des Pressekodex (Diskriminierungsverbot), sondern sei auch mit dem Ansehen der Presse nach Ziffer 1 des Pressekodex unvereinbar. Der Kommentar spricht laut Presserat zudem dem Islam als Glaubensrichtung die Integrationsfähigkeit an sich ab und verletzt damit die Ziffer 10 des Kodex.

Ernst: Kritik ja, Diskriminierung nein!

Ursula Ernst, Vorsitzende des Ausschusses 2, der sich mit dem Fest-Kommentar auseinandersetzte, sagte zur Entscheidung: „Kommentare dürfen pointiert sein, starke Kritik – auch an Religionen – enthalten und manchmal auch an Grenzen gehen. Hier wird jedoch die Grenze der Meinungsfreiheit deutlich überschritten, indem alle Muslime unter einen Generalverdacht gestellt werden. Die Angehörigen der Religion fühlen sich verständlicherweise diskriminiert.“

In dem Beitrag von Fest hieß es unter anderem: „Mich stört die weit überproportionale Kriminalität von Jugendlichen mit muslimischem Hintergrund. Mich stört die totschlagbereite Verachtung des Islam für Frauen und Homosexuelle […] Nun frage ich mich: Ist Religion ein Integrationshindernis? Mein Eindruck: nicht immer. Aber beim Islam wohl ja. […] Ich brauche keinen importierten Rassismus, und wofür der Islam sonst noch steht, brauche ich auch nicht.“

Eine öffentliche Rüge durch den Presserat gilt als Höchststrafe für Medien. Die BILD am Sonntag muss nach der gängigen Praxis die Rüge zudem in ihrem Medium abdrucken und veröffentlichen.

Leserkommentare

surviver sagt:
"BILD wurde vom Presserat gerügt." Ja, ok. Wenn man sich bei Presserat.de die Rügen anschaut scheinen das in der Regel Wiederholungstäter zu sein. Das ist ja schon Vorsatz. Haben die eine empfindliche Geldstrafe bekommen? Glaub, die lachen doch darüber und werden weitermachen.
10.09.14
12:19