Diskriminierung

Ministerien wollen anonyme Bewerbungsverfahren einführen

Die Bundesministerien planen laut Integrationsministerin Aydan Özoğuz die Einführung von anonymisierten Bewerbungsverfahren. Damit soll der Diskriminierung von Bewerbern aufgrund ihres Namens oder Geschlechts ein Riegel vorgeschoben werden. Özoğuz spricht sich auch für ein kommunales Wahlrecht für Alle aus.

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Erst kürzlich zeigte eine neue Studie im Auftrag des Sachverständigenrats für Integration (SVR), dass Jugendliche auf dem Ausbildungsmarkt allein aufgrund ihres ausländisch klingenden Namens benachteiligt werden. Andere Studien zeigten auch, dass Bewerberinnen mit Kopftuch im Vergleich zu Mitbewerbern ohne Kopftuch nur ganz selten zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden.

Nun planen laut Aydan Özoğuz (SPD), Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration der Bundesregierung, mehrere Bundesministerien die Einführung anonymisierter Bewerbungen. Damit sollen Kandidaten mit ausländisch klingenden Namen bessere Chancen erhalten. Der Zeitung „Welt am Sonntag“ sagte Özoğuz: „In den meisten Ministerien brauchen wir viel mehr Vielfalt.“ Doch selbst gute Noten und ein überzeugender Lebenslauf brächten mitunter nichts, „solange der Name türkisch oder arabisch klingt“.

Es sei geplant, dass die Personalverantwortlichen in den Ministerien zunächst nur Zeugnisse und Lebensläufe erhalten sollen – und erst in einem zweiten Schritt Angaben wie Nationalität, Geschlecht oder Name. Dies könnte nach Empfehlungen des Sachverständigenrates die Diskriminierung von Bewerbern einschränken. Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) hatte sich für anonymisierte Bewerbungsverfahren starkgemacht.

Kommunales Wahlrecht für Alle

Özoğuz plädierte ferner dafür, dass Ausländer auf kommunaler Ebene wählen dürfen sollten. „Das kommunale Wahlrecht für alle Migranten, die lange da sind, wäre ein ganz wichtiges Instrument“, so die Integrationsbeauftragte. Bisher scheiterten solche Versuche jedoch auch an Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes. Für ein kommunales Wahlrecht für Alle braucht es laut Experten Gesetzesänderungen.

Özoğuz äußerte sich in der Welt auch zu aktuellen Entwicklungen in der Türkei. Sie warf dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan vor, die Türkei von Europa zu entfernen. Im jetzigen Zustand passe die Türkei nicht zur EU, so Özoğuz. Erdoğan habe das Land wieder ein Stück von Europa entfernt. Dies sei sehr bedauerlich, zumal Erdoğan die Türkei in seinen ersten Amtsjahren vorangebracht habe. (KNA/iQ)