Ausgrenzung im Fitnessstudio

Laufband und Kopftuch – gefährlich für wen?

Nicht nur in der Arbeitswelt, auch im Alltag werden Musliminnen mit Kopftuch ausgegrenzt. Zwar sind Kopftuchträgerinnen in Fitnessstudios normalerweise kein Problem. Doch immer häufiger kommen Diskriminierungsfälle an die Öffentlichkeit. Mitgliedschaften werden aus unterschiedlichen Gründen verweigert.

26
02
2014
0

Anfang Februar wurde der Detmolderin Fatimah Mhnna (22) durch das Fitnessstudio „Pauline Lady Fitness“ eine Mitgliedschaft verwehrt. Der Betreiber verweigerte der jungen Muslimin die Aufnahme mit Hinweis auf eine mögliche Verletzungsgefahr durch das Tragen des Kopftuchs. Fatimah Mhnna ist kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren wurde in Deutschland mehreren Musliminnen mit Kopftuch die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio verweigert. Dabei wurden von den Fitnessstudiobetreibern jeweils verschiedene Gründe für die Ausgrenzungen angeführt.

Einer 31-jährigen Muslimin aus Bielefeld beispielsweise wurde 2010 von einem Bielefelder Sportstudio erklärt, man wolle dem Thema Religion „keine Plattform bieten“. Die Betroffene reichte Klage ein, der Fall wird vor Gericht ausgetragen. Ein Ende scheint nicht in Sicht. Einer 39 Jahre alten Muslimin aus Dortmund wurde 2011 am Tag des Probetrainings mitgeteilt, mit Kopftuch dürfe sie nicht trainieren, da die Kleiderordnung des Studios dies verbiete. Eine Kappe sei kein Problem, ein Kopftuch könne aber nicht toleriert werden.

Hygiene und Betriebsfrieden vorgeschoben

Nachdenklich stimmt der Fall einer Studentin (22) aus Dreieich. Als sie sich im März letzten Jahres in einem Fitnessstudio anmelden wollte, wurde ihr nicht einmal ein Grund für die Ablehnung mitgeteilt. Dem Nachrichtenportal „op-online“ erklärte der Inhaber aber, „um des Betriebsfrieden willen“ dürften Frauen mit Kopftuch nicht in seinem Fitnessstudio trainieren. Sonst könnte man „am Ende noch Burka-Trägerinnen auf dem Laufband“ haben, so der Inhaber.

Kurios ist auch die Ablehnung einer Darmstädter Volkshochschule, an der Fitnesskurse angeboten werden. Dort gibt es zwar keine Kleiderordnung, dafür aber besondere Hygienevorschriften. Eine Muslima wollte 2012 an einem Step-Aerobic-Kurs an der VHS teilnehmen. Allerdings sagte ihr die Leiterin zu Beginn des Kurses, sie dürfe aus hygienischen Gründen mit einem Kopftuch nicht am Sportkurs teilnehmen. Die Stadt als Träger der VHS begründete die Absage mit Sicherheitsbedenken.

Geschäftsidee aus Frust

In diesem Sinne erklärte auch das Bremer Landgericht in einem Urteil vom Juni 2013 ein Kopftuchverbot in einem Fitnessstudio als rechtens, da dieses ausdrücklich mit einer möglichen Verletzungsgefahr begründet wurde. Allerdings gibt es unzählige Fitnessstudios in Deutschland, in denen Frauen mit Kopftuch trainieren dürfen, trotz Verletzungsgefahr, Hygienerisiken oder Streitpotenzialen. Wie diese Studios mit den „Risiken“ umgehen, wäre für so manchen Sportstudiobetreiber bestimmt interessant.

Ein Beispiel aus dem Rheinland zeigt jedoch, dass die Ausgrenzung von Musliminnen auch Positives zur Folge haben kann. In Köln gründete die muslimische Geschäftsfrau Emine Aydemir ein Fitnessstudio nur für Frauen. Im Studio „Hayat“ sind Kopftuchträgerinnen ausdrücklich erwünscht. Aydemir gründete das Studio, weil sie es satt hatte, als Kopftuchträgerin in normalen Fitnessstudios ausgegrenzt zu werden. Aus dem Frust entstand eine Geschäftsidee, die sich heute besonders großer Beliebtheit erfreut. Heute hat Aydemirs Fitnessstudio rund 400 Mitglieder, darunter besonders viele Frauen, die im Alltag Kopftuch tragen. Das Studio arbeitete bereits im ersten Jahr kostendeckend und immer mehr Musliminnen sehen sich verstärkt nach solchen Angeboten um.