Begabtenförderung für Muslime

Avicenna-Studienwerk nimmt erstmals Bewerbungen an

Das Avicenna-Studienwerk gehört zum Begabtenförderungsnetzwerk des Bundes und vergibt erstmals zum Wintersemester 2014/2015 50 Stipendien an begabte muslimische Studierende. Der Bund unterstützt das Projekt mit mehreren Millionen Euro.

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Die Ankündigung im Juli vergangenen Jahres war ein Meilenstein. Erstmals in der deutschen Geschichte wurde ein Studienwerk für Muslime durch den Bund in das Begabtenförderungsnetzwerk aufgenommen. Gut ein halbes Jahr später meldet sich das Avicenna-Studienwerk wieder zurück und zeigt sich von einer modernen und lockeren Seite. Ein neuer Imagefilm, eine neue Website und natürlich viel Unterstützung aus der Community sollen dazu beitragen, dass das Motto „Fördern. Verbinden. Gestalten.“ sich in den Köpfen einprägt.

Das bundesweite Begabtenförderungsnetzwerk für muslimische Studierende bietet erstmals zum Wintersemester 2014/2015 Stipendien an – und wirbt für die Möglichkeit der individuellen Förderung. Interessenten können sich noch bis Ende April 2014 für eines der 50 Stipendien bewerben.

Millionen vom Bund

„Viele muslimische Studentinnen und Studenten leisten Herausragendes in ihrem Fach und für die Gesellschaft“, erklärte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU). Diese Leistungen sollten noch besser anerkannt werden. „Außerdem zeigen wir, dass gerade in der Pluralität unserer Gesellschaft eine große Chance liegt“, so die Ministerin. Das Bundesbildungsministerium stellt für Avicenna in den kommenden vier Jahren rund sieben Millionen Euro zur Verfügung. Auch die Stiftung Mercator und private Spender unterstützen das Studienwerk finanziell.

Der Vorsitzende des Studienwerks, Bülent Uçar, sprach von einem historischen Schritt für die Integration. Nach seinen Angaben plant das Werk bis zum Jahr 2017 die Vergabe von etwa 400 Stipendien. Dass es sich bei den Stipendiaten um bekennende Muslime handelt, werde erwartet, hatte der Direktor des Instituts für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück zuvor erklärt. Ferner sei geplant, dass auch Nicht-Muslime gefördert würden, wenn sie sich in ihren Arbeiten mit Themen beschäftigten, die für Muslime in Deutschland von besonderer Bedeutung seien.

„Muslimische Abiturienten, Studierende und Promovierende möchte ich herzlich einladen, ihre Bewerbung bei uns einzureichen. Sie haben meist mehr Potenzial als ihnen bewusst ist“, sagte Uçar. Man freue sich sehr auf die Begegnung mit den jungen außergewöhnlichen Persönlichkeiten.

Religionsgemeinschaften setzen auf eigene Programme

Neben dem Avicenna-Studienwerk gibt es in Deutschland zwölf weitere Begabtenförderungswerke, die ebenfalls vom Bundesbildungsministerium unterstützt werden. Dazu zählen neben den Werken der politischen Stiftungen auch das katholische Cusanuswerk, das Evangelische Studienwerk Villigst und das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk für jüdische Studierende.

Außerdem gibt es auch eigene Angebote der muslimischen Religionsgemeinschaften. So bietet die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) mit ihrem Maturidi-Stipendium und die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) mit ihrem Ghazali-Stipendium eine eigene finanzielle Förderung an. Der Zentralrat der Muslime bietet zudem die Möglichkeit für ein zinsfreies Darlehen für Studenten an.

Laut Bundesbildungsministerium sind rund drei Prozent der rund 2,5 Millionen Studierenden in Deutschland muslimischen Glaubens. (KNA/iQ)