Schweiz

Ausbildung von Theologen geplant

Die Schweiz will künftig Imame weiterbilden und für den interreligiösen Dialog fit machen. Ein neuer Standort soll dafür an der Katholischen Universität Freiburg entstehen. Muslime begrüßen das Vorhaben.

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2013
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Während in Deutschland die ersten Studiengänge zur Ausbildung von islamischen Religionslehrern, Theologen und Imamweiterbildungen laufen, gab es in der Schweiz keine ähnlichen Programme, die staatlich koordiniert und inszeniert wurden. Die muslimischen Gemeinden in der Schweiz holen ihre Theologen und Imame aus dem Ausland. Dies soll sich jetzt nach dem Willen des Bundes ändern. An der Katholischen Universität Freiburg sollen künftig muslimische Theologen ausgebildet werden, meldet die Neue Zürcher Zeitung. So soll die Ausbildung von Imamen auch in der Schweiz durch den Staat getragen werden.

Dafür soll in Freiburg ein Zentrum für islamische Religion und Gesellschaft entstehen. Allerdings wählt die Schweiz einen Sonderweg. Statt die Imame komplett selbstständig auszubilden, soll die Grundausbildung weiterhin im Ausland erfolgen. Eine Kooperation mit einer Universität im Ausland, sei denkbar heißt es. Im Vordergrund steht die Weiterbildung der Imame und Vermittlung von Kompetenzen für den interreligiösen Dialog. Eine Arbeitsgruppe des Bildungs- und Forschungsministeriums in der Schweiz soll in den kommenden Wochen erarbeiten, wie die Ausbildung von Imamen konkret gestaltet werden und aussehen könnte. Der Bericht wird für Ende Dezember erwartet.

Muslime unterstützen vorhaben

Einer aktuellen Studie der Universität Zürich findet eine Mehrheit der Muslime eine Ausbildung von islamischen Religionslehrern in der Schweiz für wünschenswert. Der Präsident der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz, Hisham Maizar, befürwortet die Einrichtung eines solchen Studiengangs. Die Fähigkeiten der in der Schweiz tätigen islamischen Geistlichen seien oft mangelhaft. Man brauche hier neue Standards.

Laut einem Bericht des Bundesrats, welcher im Mai dieses Jahres veröffentlicht wurde, leben bis zu 400.000 Muslime in der Schweiz. Die meisten Muslime stammen aus dem Balkan oder der Türkei. Sie sind untereinander kaum vernetzt und kaum organisiert. Rund ein Drittel aller Muslime sind eingebürgert. Viele leben in der zweiten und dritten Generation in der Schweiz. Nur zwölf bis fünfzehn Prozent praktizieren ihren Glauben, indem sie beispielsweise regelmäßig eine Moschee besuchen. Insgesamt pflegen die in der Schweiz lebenden Muslime kein innigeres Verhältnis zur Religion als Nichtmuslime, heißt es im Bericht.