Islamische Theologie

Etablierung an deutschen Universitäten schwierig

Die Hochschulen treiben die Einrichtung und Etablierung von Islam-Fakultäten voran. Engin Karahan beleuchtet die rechtlichen Voraussetzungen. Sonderweg Islamische Theologie?

25
02
2013

Die Problematik der fehlenden Vertretung der muslimischen Gemeinschaften 

Die Diskussion um die Gründung und Etablierung von islamisch-theologischen Fakultäten ist mit dem schwelenden Streit um die Beiratsbesetzung in Tübingen und jetzt auch in Münster wieder stärker in den Vordergrund getreten. Das Bundesforschungsministerium hat im November 2012 der Universität Münster mitgeteilt, dass es Einwände gegen einen Vertreter im Beirat des islamisch-theologischen Zentrums gibt – zusammen mit dem obligatorischen Hinweis, dass von der Berücksichtigung dieses Einwandes die finanzielle Förderung des Zentrums abhängig gemacht wird. Dabei zielte der Einwand weniger auf den genannten Namen, als auf die Gemeinschaft dahinter.

Verfassungsrechtlich überrascht die Nachricht aus Münster. Spätestens mit dem Grundgesetz gehört es nämlich nicht mehr zu den Aufgaben des Staates, über inhaltliche Fragen der theologischen Lehrstühle und Fakultäten zu bestimmen. Dem religionsanschaulich neutralen und damit säkularem Staat ist es zudem verwehrt, in das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften einzugreifen. Die Frage, mit wem ein Amt besetzt wird oder durch wen sich eine Religionsgemeinschaft vertreten lassen will, steht im Zentrum dieses Selbstbestimmungsrechts.

Diese Einmischung in Religionsfragen ist kein Novum, wenn es denn um den Islam und die muslimischen Religionsgemeinschaften geht. Eines der ersten Versuche der Etablierung eines islamisch-theologischen Lehrstuhls scheiterte unter anderem an dieser inhaltlichen Einmischung.

2004 wurde ein Theologe ohne ernsthafte Mitwirkungsmöglichkeiten der muslimischen Gemeinschaften auf den Lehrstuhl „Religion des Islam“ am Centrum für Religiöse Studien der Universität Münster berufen. Begleitet werden sollte der Lehrstuhl von einem Beirat, dessen Funktion jedoch eher im Symbolischen bestand. Das Resultat des ersten Abenteuers islamischer Theologie in Münster ist bekannt: Die muslimischen Gemeinschaften mussten im September 2008 aufgrund der mittlerweile beim Lehrstuhlinhaber eingetretenen Sinnes- und Bekenntniswandels erklären, dass sie ein Studium der islamischen Theologie in Münster nicht empfehlen.

Vor dem Hintergrund dieses bereits beschädigten Rufes des Standortes Münster verwundert die massive Einmischung des damals noch unter Frau Schavan stehenden Ministeriums in die Mitwirkung der muslimischen Gemeinschaften.

Rechtliche Voraussetzungen der islamisch-theologischen Lehrstühle

Die Einrichtung von theologischen Lehrstühlen und Fakultäten stellen in einem religiös neutralen und säkularen Staat wie Deutschland keine Selbstverständlichkeit dar. Der Staat kann nämlich grundsätzlich nicht vorgeben, welchen Inhalt Religion haben soll und welchen nicht. Um diese Bestimmung geht es aber in der Theologie, die aus der Innenperspektive heraus die Inhalte der eigenen Theologie mitbestimmt, beschreibt und diskutiert.

Es gibt ein grundsätzliches staatliches Interesse, den einzelnen Theologien einen Platz an öffentlichen Universitäten zu geben. Zum einen müssen dort die Religionslehrer ausgebildet werden, die ihren Einsatz im bekenntnisgebundenen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen haben sollen. Zum anderen erhofft man sich einen „zähmenden“ Einfluss auf die Religionsgemeinschaften selbst. Diese müssen nämlich durch die Verortung ihrer Theologien an den Universitäten ihre Inhalte viel stärker dem öffentlichen Diskurs öffnen, als es beim Betreiben von Theologien an nur eigenen Institutionen der Fall wäre.

Verfassungsrechtlich ist jedoch klar, dass die Entscheidungen zu den inhaltlichen Fragen der Theologien grundsätzlich nur den Religionsgemeinschaften zustehen. Diese gewährleisten durch ihre Mitwirkung, dass das jeweilige Bekenntnis zur Geltung kommt, sind Garant für die Authenzität der Theologie und gewährleisten die Rückkopplung mit der muslimischen Basis in den Moscheegemeinden. Bei den christlichen Kirchen wird dies durch eine direkte Beteiligung der Bistümer und Gliedkirchen gewährleistet. Diese achten darauf, dass ihr jeweiliges Bekenntnis sowohl bei der Auswahl der Lehrstuhlinhaber und des weiteren Lehrpersonals, als auch bei den Lehrinhalten berücksichtigt wird.

Sonderweg Islamische Theologie

Bei der islamischen Theologie sträubt sich jedoch die Politik parteiübergreifend, diesen bewährten und verfassungsrechtlich gebotenen Weg fortzuführen. Zum einen fehlt es an dem politischen Willen, die faktische Realität der muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland anzuerkennen. Stattdessen werden mit Hinweisen auf vermeintliche Struktur- und Vertretungsprobleme muslimischen Religionsgemeinschaften weitreichende institutionelle Freiheitsrechte vorenthalten.

Zum anderen werden in manchen politischen Kreisen die Rufe nach einem amorphen „deutschen Islam“ gelehrt von „deutschen Imamen“ laut, die sich jedoch eher an sicherheitspolitischen Erwägungen orientieren, als an den Bedürfnissen der Muslime und der muslimischen Gemeinschaften. Mit der Etablierung von islamkundlichen Fächern und dem Ziel der Einführung von islamischem Religionsunterricht steht die Politik aber auch vor der Herausforderung, ohne theologische Fakultäten nicht genügend und nicht ausreichend ausgebildete Lehrer zur Verfügung stellen zu können.

Der Wissenschaftsrat hat im Jahre 2010 ein „neues“ Modell vorgelegt, das sowohl den Bedarf an universitär ausgebildeten Religionslehrern als auch die politischen Sensibilitäten hinsichtlich der Nicht-Annerkennung der institutionellen Realität innerhalb des Islams in Deutschlands berücksichtigt. Eine Mitwirkung der muslimischen Religionsgemeinschaften ist darin zwar vorgesehen, jedoch nur in einer abgestuften Version. Nicht die Religionsgemeinschaften alleine, sondern nur zusammen mit staatlich ernannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, denen es an jeglicher Legitimation von der muslimischen Basis fehlt, sollen an den Lehrstühlen mitwirken.

Bereits dieses Modell des Wissenschaftsrates stellt einen massiven Eingriff in die verfassungsrechtlich garantierte Selbstbestimmung der Religionsgemeinschaften dar. In der Umsetzung dieses Modells an den Standorten Münster und Tübingen wird jedoch nicht einmal diese abgestufte Mitwirkung gewährleistet. Es ist gerade der Bund, der mit dem Bundesforschungsministerium und indirekt dem Bundesinnenministerium über das Mittel dringend benötigter Fördermittel den Druck aufbaut. Dabei hat der Bund in Universitätsfragen kompetenzmäßig keine Mitwirkungsmöglichkeit. Die erkauft er sich jedoch in dieser Länderfrage über seine politisch motivierten ungeschriebenen Förderkriterien.

Leserkommentare

Kritika sagt:
L.S. Wozu sollte Steuer von Deutschen Arbeitnehmern zur Förderung Islamischer Ziele - zB für Islamlehrer - vergeudet werden? Schliesslich hat jemand gearbeitet um diese Steuergelder zu generieren; wer wil schon arbeiten damit der Ertrag ausgerechnet zu den Muslims geht? Wozu sollten die 97% NichtMuslims hier für einen «Lehrstuhl „Religion des Islam“» bezahlen? Wäre so ein Lehrstul nicht eher kontraproductief, weil er den Islam fördert? Besorgen wir uns letzlich damit künftig nicht noch mehr KopftuchProbleme? Vielleicht sollten wir lieber die Freie Moscheën in Berlin und Freiburg fördern um dem radikalen Islam "das Rückgrad zubrechen". Kritika meint: Ohne Islam wäre die Welt weitaus friedlicher Gruss, Kritika
25.07.17
10:53
Ute Fabel sagt:
Die so genannten "theologischen" Fakultäten sind in Wahrheit Religionsakademien auf Staatskosten, in welcher die Glaubensangehörigen mit Steuergeldern finanziert nichts anderes machen als im eigenen Saft schmoren. Weg auch mit den evangelischen und katholischen "theologischen " Fakultäten. Exklusive Clubs, die nur bestimmten Glaubensanhängern zugänglich sind, widersprechen den universitären Idealen. Universität leitet sich von lateinischen Wort "universitas" ab, d.h. der Allgemeinheit zugänglich. Stattdessen sollte eine Studienrichtung "Religionswissenschaften" gegründet werden, in welcher unabhängig vom Glauben oder Unglauben gelehrt und gelernt werden kann.
26.07.17
10:36
Kritika sagt:
Ich grüsse Sie, Frau Fabel. Sie haben darauf aufmerksam gemacht, dass 2 sorten weitere Steuer-schluckende religiöse Fakultäten existieren. Vielen Dank. Das Austrocknen dieser Sümpfe dürfte noch schwieriger sein als es bei der MusilmFakultät schon ist: zuviele Frösche sitzen im Parlament. Übrigens Das von Ihnen vorgeschlagene Fach "Religionswissenschaften" war Bestandteil der SekundarSchule, die Kritika einst besucht hat. Von Budisten, Herrnhüter, Islam, Mormonen, etc,; alles war dabei. Die Schule hiess trozdem "School met de Bijbel" Gruss, Kritika
26.07.17
23:41
Frederic Voss sagt:
Es ist wohltuend, daß islamiq.de auch kritische Stellungnahmen hier akzeptiert. Denn aus diesen Äußerungen lässt sich viel sinnvolles entnehmen. Islamische Theologie muss sich an deutschen Universitäten nicht etablieren. Man kann sie auch in anderen Fakultäten erforschen, beleuchten und hinterfragen - nach Maßstäben des 21. Jahrhunderts.
16.08.17
12:11
Kritika sagt:
« Islamische Theologie Etablierung an deutschen Universitäten schwierig » so lautet der Header. Zurecht! meint Kritika. Das mag daran liegen, dass es sich bei Islamische "Theologie" an einer besonders offensichtliche und fadenscheinige Form von purer Nonsense handelt. Zwar sind auch andere Religionen weit entfernt davon Wissenschaftliche Kriterien zu erfüllen, aber bei manchen steht zumindest die historische Existenz ihres Gründers (Buddah, Jesus) ausser Zweifel; beim Islam sind die Autoren des Koran nicht einmal allgemein annerkannt. Ausserdem ist der Diebstahl geistigen Eigentums nirgendwo offensichtlicher denn beim Vergleich des Koran mit dem Orginal, AT . "Das Alte Testament". Von Unis wird erwartet, dass sie Wissenschaft lehren und kein Nonsense. Daher werden Unies hoffentlich niemals soweit herunter kommen, dass sie Islamische Mährchen als Wissenschaft verkaufen. Gruss, Kritika
10.04.18
23:44
Kritika sagt:
Frederic Voss sagt: «Es ist wohltuend, daß islamiq.de auch kritische Stellungnahmen hier akzeptiert. » Mit der Abrogation «Es ist wohltuend, daß islamiq.de auch kritische Stellungnahmen hier publiuziert .» stimmt Kritika darin voll überein. Gruss, Kritika
15.04.18
11:26
Kritika sagt:
L.S. « Etablierung (Islamisches pseudo Wissen) an deutschen Universitäten (ist) schwierig. » Etablierung von jegliche auf Esoterik basierte Nonsense an Deutsche Unies hat es ebenfalls schwierig (zB Astrologie, Alchemie). In der Hoffnung, dass das noch lange bleibe, Gruss, Kritika
13.05.18
10:41
Gerd Hans Berg sagt:
Bevor wir über Lehrstühle und Inhalte reden, sollten wir doch zunächst klären, ob es sich beim Islam um eine Ideologie oder eine Religion handelt. Der Islam fordert Einfluss auf die öffentliche Ordnung und die Gesellschaft ("gebietet das , stellt Glaubensinhalte als Wissensinhalte dar und beruft sich auf "göttliche Gesetze". Tatsächlich jedoch handelt es um die Behauptungen eines Menschen, und die nähere Beschäftigung mit den Inhalten zeigt, das hier zum Teil Inhalte anderer Religionen (Juden, Christen, Hubal...) übernommen wurden, dazu Drohungen, Versprechungen, sachlich falsche Darstellungen der Schöpfung und jede Menge Inhalte, welche dem Erfinder des Islam nützlich waren. Aufgrund dieser und vieler anderer Inhalte ist die Behauptung, der Inhalt der Lehre seien "Offenbarungen" des Schöpfers sehr unwahrscheinlich. Die Behauptung, der im Kampf für die Sache der Religion bzw. des von ihr behaupteten "Gottes" getötete Gläubige habe ein Ticket für das Paradies lässt die Frage aufkommen, ob der religiöse Teil der Lehre zur Machterweiterung ihres Erfinders erdichtet wurde. Armeen, deren Krieger den Tod mehr lieben als das Leben sind sehr schlagkräftig, und Selbstmordattentäter sind die gefährlichste Waffe (Assassinen). Wir sollten, bevor wir den Islam als eine Gotteslehre betrachtet zunächst klären, ob er nicht die Erfindung eines vom religiösen Hochstabler zum Kriegsherren gewordenen Menschen ist.
12.06.18
22:28
Kritika sagt:
An den Zensor von Islamiq, An Gerd Hans Berg. Glückwunsch, G.H.Berg, dass Ihr kitischer Beitrag gedruckt wurde, Danke, geëhrter Zensor, dass Sie den Bergschen Beitrag durchgewunken haben. Ihr Beitrag, Herr Berg, ist weder neu, noch braucht es mehr als den gesunden Menschenverstand, um zu erkennen. dass Ihre Ihre Schlussfolgerungen zutreffen.Dennoch berühren Ihre Worte den Islamischen ExistenzNerv Frau Fabel und auch Kritika haben mehrfach Islamische "Theologie" mit Alchemie, Astrologie oder Hoömiopatie oder mit purer Nonsense verglichen, weil Theologie ( das Wissen von Gott) das Wissen über die Existenz eines Gottes voraussetzt. Dieses entscheidende Wissen fehlt jedoch -- nicht nur -- aber eben auch beim Islam. Die Übernahme Ihrer Erkenntniss würde die Aufgabe der Mytologie "Islam" bedeuten so, wie dereinst die Griechische Mytologie aufgegeben wurde aus der Erkenntnis heraus, dasss Zeus und seine vielen Götter ebenfalls Nonsense sind. Es ist diese Überlegung, die Kritika vermuten lässt, dass deshalb seit einiger Zeit mehrere Islam-kritische-Beiträge von Kritika nicht mehr veröffentlicht werden, m.a.W. der IslamZenzur mehrfach zum Opfer fielen. Zensur ist bekanntlich in vom Islam beherrschten Staaten alltäglich. Umso mehr ist es zu begrüssen, dass mann Ihr Beitrag lesen kann. Kritika verfolgt das Schicksal dieses Beitrags deshalb mit Interesse. Gruss, Kritika
17.06.18
23:55
T. D. sagt:
@Kritika: Wozu Steuermittel "vergeudet" werden? Vielleicht, damit solche Geschöpfe wie Sie einsehen, dass diesem "Nonsense" von Weltreligion weltweit schätzungsweise 1,8 Mrd (In Worten: Eins Komma Acht Milliarden) Menschen angehören, Sie sich jedoch anmaßen, nicht nur schlauer als diese Menschen zu sein, sondern auch über das Wissen zu verfügen, dass Gott / Allah existiert oder nicht existiert (*Ironie aus*). Denn selbst Stephen Hawking sagte, es lässt sich nicht beweisen, dass Gott nicht existiert, Ihrer Rechtschreibung nach jedoch lässt aber nicht wirklich darauf schließen, dass Sie über mehr Geniewissen verfügen, als er. Weitere mögliche Gründe: So wie Sie oder andere Kommentatoren hier nur die vermeintlichen negativen Seiten dieser Friedensreligion (Abgesehen vom Fachausdruck "Ideologie", denn es beinhaltet nicht umsonst den Stamm des Wortes "Ideal") hervorzuheben versuchen, so gibt es auch umgekehrt genügend halbwissende, die kontextfreie Stellen herauspicken und damit Jugendliche oder glaubenschwache Muslime zu radikalisieren wissen. Da wären doch ein paar deutschsprechende Imame mehr nicht verkehrt oder wollen Sie, dass sich München oder Berlin wiederholt?? Des weiteren lässt sich sehr oft feststellen, dass Menschen ihre Religion nicht oder ungenügend kennen. Da könnte ich Ihnen viele Beispiele aufzählen, ein paar sollten reichen: Fremde und halbnackte Frauen dürfen nicht begafft werden, Stichwort "Freibad"; sich an die Gesetze des Aufenthaltslandes halten; keine Gewalt obgleich gegen wen anwenden; höflichen Sprachgebrauch pflegen, ...) Und nicht zuallerletzt schadet es der einheimischen Bevölkerung nicht, die Religion ihrer Kollegen, Klassenkameraden oder sonstiger Menschen in ihrer Nähe besser zu kennen, damit sich weniger Vorurteile bilden und die Menschen sich leichter integrieren können. Sie sehen also, viele positive Win-Win-Aspekte, also machen solche Programme schon sehr viel Sinn ;)
04.08.18
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